In den Ballungsräumen und Metropolregionen ist es immer schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Einst wurde das Instrument des geförderten Wohnraums erfunden – wer Wohnungen baut, erhält einen Zuschuss, der für die Dauer von 25 Jahren die Miete reduziert. Wenn dann aber in teuren Städten wie München selbst Sozialwohnungen an die zehn Euro pro Quadratmeter oder noch mehr kosten, haben Geringverdiener wie etwa Busfahrer mit nur gut 2000 Euro brutto im Monat ein Problem.

Trotz staatlicher Bemühungen verschärft sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt sogar weiter. Sozialwohnungen sind mehr denn je Mangelware. Jahr für Jahr fallen Wohnungen des Altbestands aus der Mietpreisbindung heraus, neue werden aber nicht in ausreichender Zahl geschaffen. Investoren setzen begreiflicherweise auf möglichst hohe Renditen, und die sind mit Wohnraum für Besserverdiener viel eher möglich als im sozialen Wohnungsbau.

Das Instrument der Mietpreisbremse auf dem freien Wohnungsmarkt hat sich zudem als untauglich erwiesen. Mieter sind froh, überhaupt eine Wohnung zu finden, und lassen sich auf jede Miete ein, die sie sich gerade eben noch leisten können. Wer fragt schon nach, was die Wohnung vorher gekostet hat – und wer klagt gegebenenfalls gegen eine unzulässige Steigerung?

Normalverdiener in Ballungsräumen haben das Nachsehen

Als Lösung erschien nach dem Abzug der US-Army die Umwandlung ihrer Kasernenflächen für Wohnbau und Gewerbe. Da hat sich der Staat aber selbst ein Bein gestellt, indem die Regierung Schröder einst – auf Drängen der Grünen – festlegte, die Flächen »wirtschaftlich« zu veräußern. Das sollte Spekulation verhindern. Als Folge müssen aber auch Städte, die dort Sozialwohnungen errichten, für Armeegelände Höchstpreise berappen – oder sie lassen gleich Investoren den Vortritt. Beides treibt die Mieten hoch.

Wie so oft im Leben sind irdische Güter ungleich verteilt. In strukturschwachen Gebieten wie in Oberfranken oder der östlichen Oberpfalz gibt es wenig Arbeitsplätze und entsprechend geringe Nachfrage nach neuem Wohnraum. In Kleinstädten und Dörfern, die Bevölkerung an die wirtschaftsstarken Ballungsräume verlieren, sind Mieterhöhungen kaum durchsetzbar. Wer dort ein Haus erbt, schaut neidisch auf die Immobilienpreise im Großraum München. Mitunter bleibt sogar nur der Abriss, wenn sich kein Käufer findet.

Normal- und Geringverdiener in Ballungsräumen haben das Nachsehen, andere verwirklichen ihren Traum vom selbstbestimmten Leben im Alter. Mehrgenerationenhäuser, Alten-WGs und ähnliche Projekte genießen steigendes Interesse. Wo Kirche und Diakonie das unterstützen können, sollten sie es tun.

 

Was denken Sie? Schreiben Sie an Wolfgang Weissgerber, sonntagsblatt@epv.de