In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) haben mehr als 25 Verbände und Organisationen bessere Bedingungen für die Beschäftigten im Sozial- und Pflegebereich gefordert. Lauterbach und die ganze Bundesregierung müsse nun vier Monate nach der Bundestagswahl endlich "die Situation der helfenden Berufe" in den Blick nehmen und "umgehend die Verbesserung der Arbeitsbedingungen" in Kliniken und Pflegeeinrichtungen angehen.

Die Forderungen des Aktionsbündnis

Das Aktionsbündnis fordert eine "grundlegende Finanzierungsreform" des Gesundheitssektors: weg vom Leitprinzip der Wirtschaftlichkeit und zurück zur Daseinsvorsorge. "Nach dem Grundsatz, dass auch die Feuerwehr nicht nur im Ernstfall bezahlt wird", müsse man wieder zurück zu einem primär humanitären Ansatz bei der Behandlung und der Betreuung kranker, alter und behinderter Menschen kommen. Die Probleme seien schon lange vor Corona bekannt gewesen, passiert sei nichts.

"Das kleine Virus hat die systemischen Defizite gnadenlos offengelegt", so die Verfasser des offenen Briefs. Sollte die Politik nicht schnell und deutlich umsteuern sei die bisher gewohnte Qualität bei der Betreuung von Patienten und Pflegebedürftigen nicht mehr möglich - die Zahl pflegebedürftiger und älterer Menschen steige, zugleich nehme die Zahl der in der Pflege Beschäftigten auch wegen der dortigen Arbeitsbedingungen: "Das Mindeste, was wir jetzt brauchen, ist eine ehrliche Debatte."

Bündnis "Dienst-Tag für Menschen" setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen ein

Das Bündnis aus 28 Organisationen mit rund 40.000 Mitarbeitenden setzt sich seit September 2020 unter dem Namen "Dienst-Tag für Menschen" für bessere Arbeitsbedingungen in helfenden Berufen ein. Das Gros der Mitglieder kommt aus Würzburg, aber auch Institutionen aus Nürnberg, München und Amberg sind dabei. Zu den Bündnispartner gehören etwa die Wohlfahrtsverbände AWO, ASB, Caritas und Diakonie ebenso wie die Blindeninstitutsstiftung oder BRK-Schwesternschaften.

Von der Bündnisgründung an demonstrierten vielerorts die Mitarbeitenden der Bündnispartner ein Jahr lang bis zur Bundestagswahl im September 2021 jeden Dienstag eine halbe Stunde in Stille auf der Straße. Dabei präsentierten sie ihre Vorschläge und Forderungen.