Jede neunte Ehe in den fünf größten bayerischen Städten wurde seit Einführung der "Ehe für alle" von homosexuellen Paaren geschlossen. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab, lag die Quote der neu geschlossenen Ehen von Homosexuellen und die Umwandlung von Lebenspartnerschaften in Ehen in den Städten im Vergleich zu allen homo- und heterosexuellen Eheschließungen seit 1. Oktober 2017 bei mehr als 11,5 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das: 372 neue Homo-Ehen und 878 Umwandlungen stehen epd-Recherchen zufolge einer Gesamtzahl von 10.852 Hochzeiten in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg sowie in Ingolstadt gegenüber.

Spitzenreiter ist - wenig überraschend - die mit Abstand größte Stadt im Freistaat mit rund 1,45 Millionen Einwohnern: In der Landeshauptstadt München wurden seit Oktober vergangenen Jahres 233 neue Ehen von lesbischen und schwulen Paaren geschlossen sowie 597 bestehende Lebenspartnerschaften umgewandelt. Im gleichen Zeitraum wurden zudem 4.389 heterosexuelle Ehen geschlossen. Auf Platz zwei landet die zweitgrößte Stadt Bayerns: In Nürnberg wurden 75 homosexuelle Paare neu getraut, 165 Paare ließen ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln - darunter 109 Männer- sowie 131 Frauenpaare. Seit Oktober 2017 wurden dort insgesamt 2.456 Ehen geschlossen.

Spitzenreiter sind München und Nürnberg

In der drittgrößten Stadt Augsburg lag die Zahl der neuen Homo-Ehen bei 31, die Zahl der Umwandlungen bei 47 - insgesamt also 78. Darunter befanden sich 41 männliche sowie 37 weibliche Paare. Insgesamt, also von hetero- und homosexuellen Paaren, wurden seit Oktober 2017 in Augsburg 1.417 Ehen geschlossen. In Regensburg waren es 30 neue homosexuelle Ehen, 56 Umwandlungen sowie 1.105 Eheschließungen insgesamt. In der fünftgrößten bayerischen Stadt Ingolstadt lag die Zahl neu geschlossener gleichgeschlechtlicher Ehen mit vier relativ niedrig, ebenso die Zahl der Umwandlungen mit 13 Paaren. Insgesamt wurden seit Oktober 2017 in der Stadt 655 neue Ehen geschlossen.

In Würzburg waren es seit dem 1. Oktober vergangenen Jahres 28 Umwandlungen, 13 neue Ehen sowie 751 homo- und heterosexuelle Eheschließungen insgesamt. Unter den homosexuellen Paaren waren 19 männliche und 22 weibliche. In Fürth waren es elf neue homosexuelle Eheschließungen, 35 Umwandlungen und insgesamt 676 Hochzeiten, in Bamberg waren es 23 neu geschlossene Ehen, 14 Umwandlungen und insgesamt 544 Ehen. In Bayreuth waren es zwei neue Eheschließungen, 19 Umwandlungen und insgesamt 230 Hochzeiten, in Passau 21 neue Eheschließungen, zwölf Umwandlungen und insgesamt 447 Ehen, in Erlangen fünf neue, 20 Umwandlungen und 408 Ehen insgesamt, in Ansbach zwei neue, drei Umwandlungen und komplett 193 Ehen.

Auch Adoption möglich

Viele Standesämter haben keine Statistik darüber geführt, wie viele der homosexuellen Paare lesbisch oder schwul sind - und konnten deshalb dazu keine Angaben machen. Gleiches gilt in den meisten Fällen für die Zahl der von homosexuellen Paaren adoptierten Kinder, mit Ausnahme von Nürnberg, Regensburg und Erlangen. Seit 1. Oktober vergangenen Jahres gab es sechs Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare in Nürnberg. Die Adoptions-Verfahren dürften bereits vor dem Stichtag begonnen haben, teilte die Behörde außerdem mit. In Regensburg gab es in 2017 und 2018 insgesamt 18 Adoptionen. In allen Fällen handelte es sich um Stiefmutteradoptionen von leiblichen Kindern. In Erlangen gab es seit 1. Oktober 2017 keine solchen Adoptionen.

Der Bundestag hat am 30. Juni 2017 entschieden, dass schwule und lesbische Paare künftig auch heiraten dürfen. Mit der "Ehe für alle" können gleichgeschlechtliche Paare, für die zuvor nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft möglich war, auch gemeinsam Kinder adoptieren. Das Gesetz gilt seit 1. Oktober vergangenen Jahres. Der entscheidende Satz im Bürgerlichen Gesetzbuch lautet seither: "Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen." Eingetragene Lebenspartnerschaften können nach der neuen Regelung in Ehen umgewandelt werden.