Am 19. April 2020 sollte eigentlich Anita Selgraths Tag der Konfirmation in der Gemeinde St. Laurentius in Roßtal (Dekanat Fürth) sein. Doch dann kam Corona. "Erst dachte ich, okay, dann verschieben wir es halt ein paar Wochen", erinnert sich die 15-Jährige. Als Überraschung erhielten die Konfis am ursprünglich geplanten Tag ein Video der Pfarrer*innen und vom Jugenddiakon, unter anderem mit Bildern der Präparanden- und Konfirmandenzeit. Im Juli und September wurde den Familien dann die Möglichkeit angeboten, im kleinen Rahmen die Konfirmation zu feiern. Doch die Selgraths befürchteten, dass noch alles unter strengen Maßnahmen leiden würde und verschoben das Fest um ein Jahr auf den 25. April 2021, in der Hoffnung, unter "normalen Bedingungen" feiern zu können.
"Der Tag schien aber noch ganz weit weg und ich habe mich gar nicht mehr getraut, den Termin im Kalender einzutragen, da es viel zu deprimierend war, wenn man ihn wieder hätte streichen müssen", sagt Anita. Im Februar fand dann die erste Videokonferenz mit allen beteiligten Familien statt. Da aber zu der Zeit noch immer sehr strenge Corona-Maßnahmen galten, habe sie noch nicht wirklich daran geglaubt, dass die Konfirmation stattfinden wird.
Vertrauensperson legte die Hand auf
Der Tag kam dann doch schneller als ich dachte. Am Donnerstag vor dem Gottesdienst traf sich Anita mit einer Freundin, die auch konfirmiert wurde, um mit den ungewohnten hohen Schuhen das Laufen auf dem Kopfsteinpflaster um die Kirche zu üben. Dann hieß es am Sonntag um 6.30 Uhr: "Aufwachen, frühstücken und los zum Frisör." Zusammen mit vier Konfirmandinnen und zwei Konfirmanden die aus dem Jahrgang 2020 noch "übrig" waren, wurde dann der Gottesdienst gefeiert. "Da es ja noch immer alles mit viel Abstand geschehen musste, durften wir eine Vertrauensperson auswählen, die uns die Hand beim Segnen entweder auf den Kopf oder die Schulter legte", erklärt die Schülerin. Nach dem Gottesdienst wurde auf der Treppe der Kirche St. Laurentius noch das obligatorische Gruppenfoto geschossen.
Leider waren wegen Corona immer noch keine großen Familienfeiern erlaubt. "Wir spielten zuhause mit einem Teil der Familie, die nicht kommen durfte, dann aber über Skype Spiele und machten ein Quiz über mich, wer mich am besten kennt", so Anita weiter. Die große Feier werde hoffentlich mit der ganzen Familie im Sommer nachgeholt.
Im Viertel-Stunden-Rhythmus in die Kirche
Die Konfirmation in der Kirchengemeinde Heilig-Geist in Nürnberg-Laufamholz wurde im März bewusst als ein Weg des Übergangs von der Kindheit ins Erwachsen-werden gestaltet. Konfirmand*innen und Familien waren eingeladen, zuhause anhand zuvor ausgesuchter Gegenstände über die Erlebnisse der Kindheit des Konfirmanden zu sprechen. Anschließend sollten diese Gegenstände bewusst einen Platz bekommen und abgelegt werden. Auf dem Weg zur Kirche sollten die Paten, Verwandte, Freunde den Jugendlichen ihren vorbereiteten Segenswunsch zusprechen, entweder persönlich oder per Videochat, Telefon oder ähnliches.
Dann kamen die Mädchen und Jungen mit ihren Familien nacheinander im Viertel-Stunden-Rhythmus in die Kirche. Dort haben sie das Glaubensbekenntnis gesprochen und die Konfirmationsfrage bejaht. "Sie wurden vor dem Altar gesegnet. Ihnen wurde ihr Konfirmationsspruch zusammen mit einer Kurzauslegung zugesprochen und sie erhielten eine Rose, um sich bei ihren Paten zu bedanken, wobei manche ihre Rose in der Kirche persönlich überreichen konnten, während andere sie zuhause fotografiert und digital verschickt oder für ein späteres Treffen getrocknet haben", erinnert sich Pfarrerin Daniela Küster.
Bäumchen aus dem Pfarrwald
In Kirchrüsselbach (Dekanat Gräfenberg) ist es Tradition, zur Konfirmation Bäumchen aus dem Pfarrwald zu holen und den Treppenaufgang sowie den Eingang zur Jakobuskirche zu schmücken. Die Konfirmand*innen, die 2020 konfirmierten, hatten bereits ein Jahr zuvor als erster Jahrgang vorgeschlagen, trockenheitstolerante Bäumchen im Pfarrwald zu pflanzen, statt die Kirche mit abgesägten Bäumen zu schmücken. "Wir waren von der Idee auch begeistert. Und nachdem die wenigsten Mitglieder wussten, wo der Pfarrwald ist, machte der Kirchenvorstand mit Pfarrer Axel Bertholdt eine Exkursion in den Pfarrwald, um eine Stelle für die Pflanzaktion auszusuchen", erklärt Inge Heberlein, Vertrauensfrau im Kirchenvorstand.
Am 19. Oktober fand die Konfirmation in zwei Gruppen in Kirchrüsselbach mit Pfarrer Martin Kühn statt. Die Konfirmand*innen und ihre Eltern haben Atlasceder, Flatterulme, Esskastanie, Baumhasel, Schwarznuss, Walnuss, Douglasie, Spitzahorn und Stieleiche in Töpfe gepflanzt und damit die Treppen und den Eingang zur Kirche geschmückt. Geplant war, dass die Konfirmand*innen noch eine Weile ihre Bäumchen zuhause betreuen und sie danach im Pfarrwald mit dem Pfarrer sowie dem Förster Stefan Ludwig und Mitgliedern des Kirchenvorstandes einpflanzen. Doch dann kam dann der nächste Lockdown, und die Bäumchen blieben über den Winter zuhause.
Am letzten Samstag im März dieses Jahres war es dann endlich soweit: Kirchenvorstands-Mitglied Günter Fürsattel und sein Sohn hatten zuvor die Stelle im Pfarrwald mit einem Zaun eingegrenzt.
Pfarrerin Susanne Spinnler, die Konfirmand*innen sowie je ein Elternteil trafen sich unter Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen am Wanderparkplatz in Oberrüsselbach und liefen mit Spaten und Arbeitshandschuhen die zwei Kilometer zum Pfarrwald. Die Jugendlichen pflanzten ihre Bäumchen im richtigen Abstand ein. "Sie sind jetzt schon gut bekommen. Wenn es wenig regnet, müssen wir einen Wässerungsplan organisieren", überlegt Heberlein.
Mit Darth-Vader-Maske
Eine schöne Idee aus Vor-Corona-Zeiten hat Pfarrer Hannes Schott von seiner vorigen Stelle in Bayreuth mit an die Jakobskirche in Nürnberg genommen: Den Individuellen Segen für die Konfirmand*innen spendete diesmal nicht der Geistliche, sondern ein nahe stehendes Familienmitglied. "Auf diese Weise wurde eine Form der Nähe möglich, die ein Jahr später unter Corona-Bedingungen auch noch der ideale Weg für die Segnung war", meint Schott.
Wie man es von dem für seine humoristischen Ausflüge bekannten Pfarrer erwarten darf, wurde die von vielen als lästig empfundene Maskenregel bei den Gottesdiensten ebenso augenzwinkernd wie theologisch ausgelegt: Schott wechselte wahlweise von der Brad-Pitt- über die Nasen- zur Darth-Vader-Maske und überreichte den Konfirmand*innen schließlich jeweils eine mit der Aufschrift "Der Mensch sieht, was vor Augen ist. Der Herr aber sieht das Herz an" – einem Satz aus 1. Samuel 16, der nicht nur Gottes Sichtweise auf den Menschen erklärt, sondern einen jeden auch dazu ermutigt, den anderen nicht nur nach Äußerlichkeiten zu beurteilen.