Auf den professionellen Fotos von "Recover your smile" sind Frauen mit lila Perücken, Blumen und fantasievollen Kleidern zu sehen. Manche zeigen sich auch ohne Haare, mit etwas Make-up, das die Blässe versteckt und ausgefallene Augenbrauen ersetzt. Auch Männer sind dabei, mit Mütze oder Käppi, im Auto oder auf dem Motorrad.
Wem der Schminkworkshop und das Fotoshooting zu verdanken ist, erzählt Barbara Stäcker, die Mutter von Nana. "Denn die eigentliche Idee, Schminken und Fotografieren zu kombinieren, kommt von meiner Tochter." Nana, die Knochenkrebs hatte, empfand die professionellen Fotos von ihr als etwas, das ihr in der harten Zeit der Chemotherapie sehr viel Kraft und Mut gegeben hat, berichtet Stäcker.
Als sie dann noch Sandra Kader, die Leiterin der Münchner Make-up-Schule "Lilly meets Lola" kennengelernt habe, sei schnell der Entschluss entstanden, daraus ein Projekt zu machen. Nana habe sich den Namen überlegt und eine Facebookseite eröffnet. Wie vielen sie damit Kraft gegeben hat, konnte sie selbst nicht mehr miterleben. "Aber es gab nach Nanas Tod ganz schnell eine Gruppe von Menschen, die gesagt haben: Die Idee ist so gut, wir gründen einen Verein", sagt Stäcker. Seit fünf Jahren gibt es "Nana – Recover your smile", und Stäcker ist stolz, dass schon 560 Teilnehmer davon profitiert haben.
"Da ist ganz viel möglich"
Anfragen für Workshops und Shootings bekommt der gemeinnützige Verein aus Hospizstationen und Palliativstationen, manchmal auch von Angehörigen. Die Workshops finden immer nachmittags in kleiner Runde statt. Maximal sechs Teilnehmer sind dabei, sagt Stäcker, es soll schließlich nur um sie gehen.
Die Fotografen und die Make-up-Artisten, alle ehrenamtlich dabei, stellen sich vor und erklären den Ablauf. Auch die Teilnehmer stellen sich vor, wenn sie möchten. Gestartet wird mit einem natürlichen Make-up. Die Frauen und manchmal auch Männer bekommen gezeigt, wie sie Hautrötungen, Blässe, fehlende Augenbrauen und Wimpern kaschieren können. Dabei entstehen gleich die ersten Fotos.
Wer Lust hat, kann danach in eine andere Rolle schlüpfen mithilfe von Make-Up und Kostümen. "Da ist ganz viel möglich", erzählt Stäcker. Ob das Smokey Eyes seien, Regenbogenaugen oder Ornamente, die ins Gesicht gemalt werden.
Manchmal begegnen ihnen auch Zweifeln, ob das mit dem Schminken wirklich so wichtig ist. Stäcker erinnert sich an einen Vater, der meinte, dass die Aktion seiner Tochter einen kostbaren Tag stehlen würden. Doch sie blieb hartnäckig, bis er seine Meinung änderte. "Er hat jetzt Fotos, auf denen sie gut aussieht, auf denen man ihr nicht den Kampf und das Leid ansieht, sondern auf denen sie noch mal eine junge wunderschöne Frau war. Und das ist ein Schatz, den man den Rest seines Lebens hat", weiß Barbara Stäcker.
"Helfer Herzen"-Auszeichnung
Abgesehen von den Erinnerungsbildern gibt der Workshop Krebspatienten vor allem psychische Kraft. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen: Die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Universität Salzburg haben zusammen mit "Nana – Recover your smile" eine Studie mit Brustkrebspatientinnen gemacht. "Die Studie konnte nachweisen, was wir in den Workshops erlebt haben: dass das nämlich tatsächlich einen Einfluss auf Depressionen und den Umgang mit der Krankheit hat", erklärt Stäcker.
Neben den vielen positiven Rückmeldungen von Teilnehmern und Angehörigen hat der kleine Verein auch Preise bekommen, zum Beispiel die "Helfer Herzen"-Auszeichnung der Drogeriemarktkette dm. Und seit Ende letzten Jahres hat "Nana" auch eine prominente Botschafterin: Die Schauspielerin Natalie O’Hara, bekannt aus der Fernsehserie "Der Bergdoktor".
O’Hara hat an einem Workshop teilgenommen und den Frauen Tipps für die Fotos gegeben. Anfangs sei sie sehr nervös gewesen, berichtet sie. Doch die Frauen seien ganz offen mit ihrer Erkrankung umgegangen. Ihr gefalle, dass der Verein den Patientinnen in einer schweren Zeit viel Positives bringe. "Der blöde alte Spruch: Wahre Schönheit kommt von innen, das ist einfach wahr", sagt sie.