Die Jobintegration von Geflüchteten gelingt einer neuen Untersuchung zufolge besser und schneller als von Fachleuten erwartet. Die Hälfte der nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge habe fünf Jahre nach ihrer Ankunft einen Job, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg mit.

"Die Integration erfolgt etwas schneller als bei Geflüchteten früherer Jahre", schreiben die Autoren Herbert Brücker, Yuliya Kosyakova und Eric Schuß. Demnach waren 49 Prozent der Personen, die 2013 ins Land kamen, bereits erwerbstätig. OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig sagte, das seien "überraschend gute Daten".

Bei den seit den frühen 90er Jahren bis 2013 aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens nach Deutschland gekommenen Personen waren nach fünf Jahren 44 Prozent erwerbstätig. Damals waren den Experten zufolge die Voraussetzungen hinsichtlich Sprache, Bildung und Ausbildung günstiger als bei den in den zurückliegenden Jahren Zugewanderten. Dafür seien derzeit die Arbeitslosigkeit wesentlich niedriger und das Beschäftigungswachstum deutlich höher als damals.

Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt: Es wird mehr in anerkannte Geflüchtete investiert

Zudem werde seit 2015 deutlich mehr in Sprach- und andere Integrationsprogramme für Asylbewerber und anerkannte Geflüchtete investiert, hieß es. Das bestätigte auch Thomas Liebig von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Laut IAB-Studie gehen 68 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten einer Vollzeit- oder Teilzeiterwerbstätigkeit nach, 17 Prozent einer bezahlten Ausbildung und drei Prozent einem bezahlten Praktikum. Zwölf Prozent sind geringfügig beschäftigt.

Zwischen geflüchteten Männern und Frauen besteht bei der Erwerbstätigkeit ein erhebliches Gefälle. Fünf Jahre nach dem Zuzug sind 57 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen erwerbstätig. Datengrundlage der Studie ist eine Umfrage des IAB, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin unter rund 8.000 Geflüchteten.

Integration in den Jobmarkt kein rein deutsches Phänomen

Liebig, Experte für die Arbeitsmarktintegration von Migranten bei der OECD, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die zügige Integration in den Jobmarkt sei kein rein deutsches Phänomen sei. "Ähnliche gute Tendenzen haben wir in den skandinavischen Ländern und auch in Österreich." Man liege deutlich über dem, was Experten mit Blick auf die Vergangenheit erwartet hätten. Aber Fakt sei auch: "Die Integration der ersten 50 Prozent von Personen ist deutlich einfacher als die der zweiten 50 Prozent."

Der OECD-Experte erklärte die gelingende Integration in den hiesigen Jobmarkt auch mit der "generell positiven Lage auf dem Stellenmarkt". Zudem brächten viele Flüchtlinge Kompetenzen mit, die von den Firmen honoriert würden. Besonders erfreulich sei der Umstand, dass nur ein geringer Teil der Migranten geringfügig beschäftigt sei. Luft nach oben sieht Liebig vor allem bei den Frauen. Hätten sie schon Kinder, sei ihre Beschäftigung oft von den Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs abhängig.