Eigentlich war Jakob ein ganz normal entwickelter Junge. Doch der Siebenjährige wollte einfach seine Hausaufgaben nicht machen, Berührungen fremder Menschen ging er fast panisch aus dem Weg. Margot Feser erinnert sich noch gut an das erste Treffen mit Jakob, zusammen mit seiner Mutter und Nina Eckert-Friesen vom MatZe. "Ich sollte seine Integrationspatin werden. Er schaute aber konsequent woanders hin, während wir drei Frauen uns unterhielten. Da fragte ich ihn leise, ob er vielleicht ein bisschen aufgeregt sei, und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Da wusste ich, es könnte klappen", sagt die pensionierte Lehrerin, die im Herbst 2015 auf das damals erst wenige Monate alte Projekt der Schwabacher Integrations-Stiftung aufmerksam wurde.

Deren Stifter, der Schwabacher Unternehmer Bernd-Dieter Jesinghausen, hatte das von der Kirchengemeinde St. Martin betriebene MatZe auserkoren, Kinder auf Empfehlung der Christian-Maar-Grundschule und der Johannes-Kern-Mittelschule an Paten zu vermitteln, die ihre Schützlinge im Alltag und in der Freizeit begleiten. "Zu Spitzenzeiten hatten wir mal 28 Paten, derzeit sind es leider nur 16", erklärt Nina Eckert-Friesen. Interessenten seien jederzeit willkommen.

Gut für Kind und Pate

Dass Integrationspate zu sein eine gute Sache nicht nur für das Kind, sondern auch für den Paten selbst ist, davon ist Margot Feser nach über vier Jahren überzeugt, in denen sie schon Jakobs Begleiterin ist. "Wir gehen Schwimmen, in den Zoo, besuchen das Museum oder ein Konzert. Und wir kochen und essen zusammen", erklärt sie und klappt ihr "Tagebuch" auf, in dem sie die wöchentlichen Unternehmungen dokumentiert hat. Natürlich gemeinsam mit Jakob, der auf vielen Fotos zu sehen ist. Der mittlerweile elf Jahre alte Junge gibt dem Ehepaar Feser viel zurück – und wenn es nur Hilfe im Umgang mit dem Smartphone ist.

So eine Beziehung läuft nicht immer konfliktfrei ab. Bei Jakob und den Fesers war es das Thema Schularbeiten – bei denen wollte er sich auf einmal nicht mehr helfen lassen. Doch die erfahrene Pädagogin lernte bei ihrem Zögling auch noch einmal etwas dazu. "Ich habe ihn dann gefragt, ob er sich selbst die Tageszeit überlegen will, wann er die Hausaufgaben macht. Von da an klappte es reibungslos", sagt sie.

Bei dem kleinen Petras, der mit seiner Familie aus Litauen nach Deutschland gekommen war, scheiterte es mit dem Ankommen in der Klasse vor allem an seiner Unruhe. Als sein Integrationspate Manfred Wießmeier den Jungen vor vier Jahren das erste Mal traf, konnte Petras kaum länger als ein paar Minuten still sitzen. "Sein Vater war meist lange auf Montage, die Mutter kümmerte sich vorwiegend um den Bruder im Säuglingsalter", erinnert sich der Bankfachmann. Eine der ersten Maßnahmen – ab in den Fußballverein. Ein Leichtes für Wießmeier, der schon sein Leben lang im Ehrenamt mit Jugendlichen gearbeitet hat. Mittlerweile lernt Petras auch noch erfolgreich Tuba – seinen kleinen Bruder hat Wießmeier auch schon unter seine Fittiche genommen.

Mittwochnachmittag hat er in der Regel frei. "Das ist dann immer unsere gemeinsame Zeit, in der wir etwas gemeinsam unternehmen. Regelmäßigkeit ist etwas ganz Wichtiges beim Projekt", erklärt Wießmeier.

Zwar gehören beide Integrationspaten schon wie selbstverständlich zu den Familien ihrer Patenkinder. "Jedoch muss man da klare Grenzen ziehen. Wir sind in erster Linie für das Kind da", so die beiden einhellig.

Wer Interesse hat, Integrationspate zu werden, dem stehen als Ansprechpartnerinnen Nina Eckert-Friesen und Marita Heiß-Hertle vom Familienzentrum zur Verfügung. Tel. (0 91 22) 87 23 93, E-Mail: familienzentrum.matze.sc@elkb.de