Den meisten Männern fällt das nicht mal auf", so der Psychologe. Sie sind mit Arbeit, Partnerschaft und Familie gut ausgefüllt. Doch spätestens, wenn es in der Partnerschaft eine Krise gibt und gar die Trennung droht, fehlt Männern jemand zum Reden. "Oft ist die Partnerin der einzige Mensch, zu dem eine große emotionale Nähe besteht", sagt Björn Süfke, der seit fast 20 Jahren als Berater von Männern in Bielefeld arbeitet.

Männerfreundschaften sind anders

Gründe für fehlende Freundschaften unter Männern sieht der Psychologe mehrere. Zum einen reißen Kontakte ab, wenn ein Mann eine Familie gründet. Es bleibt dann zu wenig Zeit, um mit Kumpels um die Häuser zu ziehen, zum Fußball zu gehen oder sich mit anderen zum Sport zu verabreden. Kommt dann noch ein Umzug dazu, verlieren sich Kontakte in der Regel ganz.

"Männer sind einfach nicht die großen Telefonierer", weiß Björn Süfke aus seiner Arbeit bei der Männer-Beratungsstelle "Man-oh-Mann" in Bielefeld. Frauen sind da ganz anders, das kann man nicht vergleichen. "Überhaupt darf man nicht von einer auf Frauen zugeschnittenen Definition von Freundschaft ausgehen."

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Psychologe Björn Süfke
Der Psychologe und Männertherapeut Björn Süfke.

Emotionen sind wichtiger Bestandteil von Freundschaft

Zum anderen sieht der Psychologe einen wesentlichen Grund für fehlende Freundschaften in einem "Gefühlsverbot": Ein Mann hat Gefühle wie Trauer, Angst oder Hilflosigkeit nicht zu haben. Das bekommen schon Jungen so vermittelt. "Da hat sich in der Gesellschaft zwar schon etwas getan, aber noch nicht genug."

So manchem Mann fällt es leichter, dieses "Gefühlsverbot" im Kontakt mit einer Frau zu brechen. Ansonsten befolgen die meisten Männer dieses "Gefühlsverbot". Untereinander sprechen sie viel über sachliche Themen – Politik, Autos, Sport. Männer sind schnell auf der rationalen Ebene, Emotionen sind kein Thema. "Das reicht aber für eine Freundschaft nicht aus", ist Björn Süfke überzeugt.

Männer kommen aus ihrer Kindheit schon mit der Erfahrung, dass "Mann" nicht über Gefühle redet. Wenn überhaupt, dann haben sie das eher mit ihrer Mutter getan als mit dem Vater. "Ich bin jedoch ein großer Verfechter von persönlichen Kontakten unter Männern", sagt Björn Süfke. Nach seiner Ansicht sollte auch der Kontakt zu anderen Männern ein Bestandteil des Lebens sein. Männer haben keine Berührungsängste, sich mit ihrer Partnerschaft oder dem Vatersein auseinanderzusetzen. "Sie können es."

Link-Tipp

Evangelische Männerarbeit Bayern

Auf der Website der "Evangelischen Männerarbeit Bayern" finden Sie Informationen und Materialien rund um das Leben als Mann und Vater, viele Beratungsangebote und Veranstaltungen: www.maennerarbeit-bayern.de . 

Tipp für Männer: Aktiv einen Freund suchen

Der Psychologe ist davon überzeugt, dass Männer im Alltag den Austausch nicht so intensiv brauchen, wie Frauen das gerne praktizieren. "Aber wenn ein Mann außer der Partnerin niemanden hat, fällt er nach einer Trennung in ein tiefes Loch." Vielleicht könnte manche Trennung sogar vermieden werden, wenn der Mann jemanden hat, der ihm zuhört und ehrliche Rückmeldungen gibt. "Eben ein echter Freund."

Björn Süfke geht sogar so weit, dass er dazu rät, sich aktiv einen Freund zu suchen. "Bei der Partnerin macht man es ja auch. Warum sollte ein Mann dann nicht gezielt nach Gelegenheiten Ausschau halten, nach Situationen, wo er auf jemanden treffen könnte, der an persönlichen Gesprächen interessiert ist." Der Männerberater rät, in die Angebote der Kirchen zu schauen. "Die Kirchen sind da weit. Die Männerarbeit der Landeskirchen bietet Männergruppen und viele gute Veranstaltungen."

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