Im Januar 2016 besuchte unsere Redakteurin Christina Özlem Geisler die Philippinen. Auf Initiative des Auswärtigen Amtes und der „Aktion Deutschland Hilft“ kam sie dort mit Menschen ins Gespräch, deren Lebensgrundlage jedes Jahr erneut auf dem Spiel steht. Sie traf Frauen, die ihre Familie und ihren Besitz an Naturkatastrophen verloren haben, die mehrmals bei Null anfangen mussten und dennoch einen Halt in ihrem Glauben und immer einen Grund zum Lachen finden. Die Geschichten dieser Frauen rücken zum diesjährigen Weltgebetstag in ein neues Licht. Frauen weltweit solidarisieren sich, beschäftigen sich intensiv mit dem pazifischen Inselstaat und kochen gemeinsam landestypische Gerichte. Gastfreundschaft auf den Philippinen heißt übrigens, seinem Besucher das einzige Huhn zu servieren, das man hat.
Die Handarbeiterinnen von Basey
Basey auf der Insel Samar ist eine der ältesten Regionen der Philippinen, in der Frauen mit dem Weben von Matten ihren Lebensunterhalt bestreiten. In einfachen Haushalten sind die sogenannten „Banig“ das Pendant zum westlichen Bett und Sofa. Doch die Job-Perspektiven und Gehaltsvorstellungen junger Frauen verändern sich auch auf den Philippinen. Viele von ihnen suchen deshalb Arbeit in der Hauptstadt Manila oder ziehen als Haushaltshilfen ins Ausland. Das über Generationen weitergegebene Handwerk – einer der entscheidenden Wirtschaftsfaktoren in der Region – droht auszusterben.
In diesem Bild sind neun Infopunkte versteckt, hinter denen kleine Geschichten liegen: Von der Ernte und Verarbeitung des Schilfgrases Tikog, das in Basey zum Weben benutzt wird. Von dem einzigen männlichen Handarbeiter unter mehr als 3000 Frauen. Oder von grenzenlosem Optimismus, auch wenn ein internationales Hilfsprojekt zu Ende geht.
Landärztinnen abseits asphaltierter Wege
Etwa 120 Kilometer westlich von Basey reist die Ärztin Erlinda Posadas mit ihren Helferinnen von Dorf zu Dorf. Im Norden der Insel Cebu gibt es kaum Touristen oder Handelszentren, viele Siedlungen sind nur zu Fuß erreichbar. Aus der Ferne scheint die Natur wie unberührt: ein paar Palmen, Getreidefelder, Zuckerrohrplantagen. Wer genauer hinsieht, entdeckt den überall verstreuten Plastikmüll. Die Menschen hier sind arm. Wer den zerstörerischen Taifun Yolanda im November 2013 überlebt hat, bekam vielleicht Jahre später Reparationszahlungen von der Regierung. Diesen einmaligen Reichtum steckten viele Familien in das, was akut benötigt wurde: Getreide zum Kochen, plastikverpackte Süßigkeiten für die Kinder und Futter für das Vieh.
Die Reise zu einem Arzt kann sich kaum einer leisten. Und als Landarzt zu arbeiten, ist für junge Mediziner dort so wenig attraktiv wie es für manch einen in der bayerischen Peripherie sein mag. Aber was können Kranke tun, wenn der nächste Arzt mehr als eine Fahrtstunde vom heimischen Dorf entfernt ist? Und der Notdienst gar nicht erst losfährt, weil er die schlechten Straßenverhältnisse kennt. In solchen Situationen entscheiden Standort, Mobilität und Ersparnisse eines Patienten darüber, ob er weiterlebt oder stirbt.
Legende:
blaue Markierung: vergangene Schwerpunktlänger und ihre Themen (seit 1964)
rote Markierungen: geplante Länder und Themen
grüne Markierungen: Projekte für Frauen und Mädchen, die der Weltgebetstag unterstützt
Mehr zu den Projekten auf: www.weltgebetstag.de/projekte/projektarbeit-weltweit
Dossier Reformatorinnen
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