Beide Vereine, der "Senior Experten Service" und die "Ingenieure ohne Grenzen", leisten auf der ganzen Welt technische Entwicklungszusammenarbeit. Sie setzen Projekte um, die für die Bevölkerung der meist ärmlichen Gebiete nahezu unmöglich realisierbar wären – weil das Geld und vor allem auch das Know-how fehlen.
Vor wenigen Monaten war Gerhard Liwanetz schon einmal in Lurpung, wo es mit einem Team ehrenamtlicher Wissenschaftler vorzugsweise im Frühjahr 2018 wieder hingehen soll. Das kleine Dorf 45 Kilometer südöstlich von Kathmandu ist einer der Orte, an denen die Welt zu Ende scheint. Der größte Teil der Bewohner des Dorfes lebt von Landwirtschaft, die primär der Eigenversorgung dient.
Die Infrastruktur des Dorfes ist selbst für nepalesische Verhältnisse schwach entwickelt. Die Wasserversorgung Lurpungs wird zum Beispiel mittels einer 16 Kilometer langen Leitung aus den Bergen gewährleistet. "Mehr schlecht als recht. Die Leitung wurde 2006 von der Regierung errichtet, jedoch reicht die verfügbare Wassermenge nicht, um das Dorf vollständig zu versorgen", sagt Liwanetz.
Wasser steht zudem während der Trockenzeit (März bis Mai) nur für rund vier Stunden pro Tag zur Verfügung. Die Leitung wurde zum Teil oberirdisch verlegt und ist somit ständig Umwelteinflüssen ausgesetzt. Nur wenig Wasser kommt letztlich auch im Dorf an.
Zigtausende Euro gesammelt
Rund 20.000 Euro sammelten Liwanetz und die Hilfsorganisation, um die Leitung zu reparieren und die Führung der Leitung wieder in Ordnung zu bringen. Außerdem werden der aktuelle Wasserverbrauch untersucht, der eigentliche Bedarf ermittelt, bestehende Quellfassungen ertüchtigt und neue Quellen erschlossen werden.
Mit seinen 67 Lenzen ist Gerhard Liwanetz dabei kein "Oldie". Unter den Teamkollegen sind ebenso pensionierte Ingenieure, aber auch einige Studenten oder frische Uni-Absolventen, die Erfahrung und Reputation sammeln wollen. Zwar werden zumindest bei SES die Kosten für die Reise vom Verein getragen, außer Anerkennung gibt’s dabei aber keine Entschädigung. Um die geht es Gerhard Liwanetz aber auch nicht. Und wenn er an die strahlenden Kinderaugen denkt, in die er im vergangenen Jahr blickte, als er für die Organisation "Faith" in Kath-
mandu einen Spielplatz baute, dann ist das unbezahlbar. "Wenn ich sehe, wie begeistert die Mädchen und Jungen auf die Spielgeräte zustürmen, dann weiß ich, wofür ich es gemacht habe", erinnert sich Liwanetz.
Aus rund 100 alten Autoreifen und ausgemusterten Metallrahmen wurden in drei Wochen mithilfe von drei Tagelöhnern pro Tag und einer studentischen Hilfskraft Klettergerüste, Schaukeln und mehr gebaut.
Vorträge und weitere Aktionen
Von seinen Reisen erzählt Liwanetz dann in Diavorträgen in seiner Reichenschwander Heimatgemeinde. Dort ist der "Unruheständler" aber ebenfalls aktiv dabei: Erst kürzlich wurde unter seiner Ägide ein neuer Weg vom Gemeindehaus zur Kirche komplett neu gebaut.
Um an Material und Arbeiter zu kommen, helfen Liwanetz die alten Kontakte und so mancher "Gegengefallen" von Firmen, für die er bei der Ausbildung oder der Betreuung von jungen Männern hilft, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. "Und in zwei Chören singe ich auch noch", fügt Liwanetz lachend hinzu.
Sein gesamtes Berufsleben habe er "alles, was draußen ist" gemacht, sei flexibel und erfinderisch gewesen, wenn es um die Umsetzung größerer und kleinerer Bauprojekte ging. Seit fünf Jahren ist er nun schon zu Hause, lange hält es ihn aber nie auf dem Sessel. "Ich bin gesund, wir stehen wirtschaftlich solide da, ich will der Allgemeinheit etwas abgeben", sagt er bescheiden. Und ist im Kopf schon wieder beim nächsten Abenteuer.
Mehr zu den Hilfsorganisationen unter www.ses-bonn.de und www.ingenieure-ohne-grenzen.org