Das Partnerschaftszentrum Mission EineWelt, das Hilfswerk Brot für die Welt und das Umweltmanagement der Landeskirche haben die Idee entwickelt, Gemeinden für ihr Engagement in den Bereichen "Fairer Handel", "weltweite Kirche" und "Umweltbewusstsein" zu fördern. In der rund 1.400 Personen starken Jakobusgemeinde im Steiner Stadtteil Oberweihersbuch kam man per Tipp darauf, dass man sich um das neue Zertifikat "Gemeinde: fair und nachhaltig" bewerben kann.

Schon 1991 hatten Jugendliche von St. Jakobus begonnen, in einem ehemaligen Milchhäuschen fair gehandelte Bio-Bananen, Kaffee, Schokolade oder Gewürze aus fernen Ländern zu verkaufen. "Eine tolle Sache", erinnert sich Wilfried Schiewe, der damals als Erwachsener das Projekt begleitet hat und heute noch regelmäßig hinter der Theke steht. Zum einen wurde das Gebäude wieder genutzt, "zum anderen haben wir schon weitaus früher als andere mit dieser Form des Handelns begonnen".

Partnerschaft mit Kirchengemeinde in Tansania 

Zum Thema "weltweite Kirche" passt die langjährige Partnerschaft des Dekanats Fürth mit einer Gemeinde am Kilimandscharo in Tansania. Michael Dittmann berichtet von vielen Treffen und Austauschaktionen. Im Gemeindehaus findet man mehrere Gastgeschenke aus Ostafrika. "Tansania spielt auch in unserer Bildungsarbeit mit Erwachsenen und Konfirmanden regelmäßig eine Rolle", erläutert Dittmann. Man unterstützt vor Ort beispielsweise eine Krankenschwester finanziell.

Fairer und nachhaltiger Lebensstil in der Gemeinde ist auch eines der 39 Kriterien der Liste, die von den Schöpfern des Gütesiegels formuliert wurden. "13 muss man erfüllen, 16 haben wir schon geschafft", sagt Angelika Dittmann. Das Zertifikat gibt es erst einmal nur für zwei Jahre. Und eine Bedingung des weiteren Erhalts ist, dass sich die St. Jakobusgemeinde nun ein Projekt sucht, das über diesen Zeitraum verfolgt werden soll.

Das Projekt ist noch nicht am Ende

In der Kirchengemeinde hat man sich deswegen jetzt vorgenommen, das Beschaffungswesen nach Kriterien des fairen Handels und der Nachhaltigkeit zu überprüfen und zu verändern. "Das beginnt bei der Frage, welches Putzmittel in unseren Liegenschaften benutzt wird und hört bei dem Austausch von herkömmlichen Glühbirnen gegen LED-Lampen oder gar der Frage nach dem Heizsystem in Kirche und Gemeindehaus auf", sagt Angelika Dittmann.

Flankierend wird es Bildungsangebote geben, um die Gemeinde in diesen Prozess einzubinden. "Es geht also nicht darum, sich auf dem Zertifikat auszuruhen, sondern die erreichten Positionen aktiv zu bewahren und neue Erkenntnisse umzusetzen", sagt Dorothea Müller-Höll. Das Besondere am Siegel sei, dass der Einsatz für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit weltweit bewusst in den Kontext geistlichen Lebens und christlichen Glaubens der Gemeinde gestellt werde.

Die Auszeichnung fungiert auch als Motivation 

Auf dem weiteren Weg sind die Ehrenamtlichen nicht alleine: Marie-Luise Großmann, die für die Projektkoordination bei Mission EineWelt verantwortlich zeichnet, unterstützt die Gemeinde. Eine finanzielle Förderung gibt es nicht. Die Auszeichnung soll die Anstrengungen sichtbar machen - und sie soll Motivation sein, diesen Weg weiterzugehen, Verbindungslinien zwischen den thematischen Säulen fairer Handel, weltweite Partnerschaft und Umwelt zu finden.

Wie viele weitere bayerische Gemeinden sich derzeit auf diesen Weg machen, sei schwer zu sagen. "Ich bin mit fünf Gemeinden im Gespräch und habe dort schon beratend zur Seite gestanden", sagt Großmann. Es könne aber auch gut sein, dass Gemeinden erst kurz vor der Abgabe des Antrags mit der Projektkoordination Kontakt aufnehmen.