Die evangelische Pfarrerin in New York, Miriam Groß, wendet sich angesichts der Protestwelle in den USA gegen eine pauschale Verurteilung der amerikanischen Polizei.

"Diese Schwarz-Weiß-Malerei empfinde ich als ganz schwierig",

sagte die Gemeindepfarrerin der Deutschen Evangelisch-Lutherischen St.-Pauls-Kirche in New York dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aus ihrer Stadt kenne sie ein Bild der Polizei, "die da ist und hilft und unterstützt und freundlich ist".

Polizisten in New York

"Die New Yorker Polizisten haben ein Antirassismus- und Deeskalationstraining absolviert. Sie werden nicht dazu ausgebildet, dass sie Leute erschießen", sagte Groß, die auch als Polizeiseelsorgerin tätig ist. "Wie die Ausbildung im Rest der USA aussieht, weiß ich nicht", räumte sie ein.

Die Cops in New York würden eine harte Arbeit verrichten. "Sie haben Familie, sie haben ihre eigenen Schicksale und fühlen sich dazu berufen zu helfen, nicht andere anzugreifen.

Diese Polizisten sind Menschen aus allen Schichten, mit allen Hautfarben, verschiedener Nationalitäten und Herkünfte", sagte die Pfarrerin der bayerischen Landeskirche, die seit 2014 die Gemeinde in New York betreut.

Proteste in den USA

Groß sagte, in New York gingen Menschen aus allen Schichten auf die Straße. "Das sind nicht nur Afroamerikaner, Latinos und Asiaten, das sind auch Weiße, die sich solidarisieren und ein Zeichen setzen wollen", sagte sie:

"Selbst der New Yorker Polizeichef Terence Monahan hat sich mit den Demonstranten solidarisiert, indem er sich in aller Öffentlichkeit symbolisch niederkniete", sagte die Theologin.

Tod des Afroamerikaners George Floyd

Die Proteste waren nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd ausgebrochen. Der 46-Jährige war am Montag vergangener Woche nach einem Polizeieinsatz in Minneapolis gestorben. Der Beamte hatte minutenlang auf Nacken und Hals des Opfers gekniet. Der Afroamerikaner hatte mehrfach um Hilfe gefleht, bevor er das Bewusstsein verlor. Bekannt wurde die brutale Tat durch Videos von Passanten. Seither kam es neben friedlichen Protesten auch zu Ausschreitungen in zahlreichen Städten.