Der innerlich neue Mensch – von Gott ergriffen, von der Liebe Christi beschenkt, das ist das Bild des Glaubenden, das Schwenckfeld zeichnet. Dabei ist er Realist und weiß: Ein solches Leben ist immer ein angefochtenes Leben. Er schreibt:

Wer (..) Christus mit Glauben und Liebe ergreift und mit seiner Gnade in seinem Herzen lebt,
der achtet darauf, dass er ihn wohl bewahre,
dass er, in Christus eingewurzelt, am innerlichen neuen Menschen wachse
und dass er den Anfang des Wesens Christi bis ans Ende fest behalte.

Das ist, er sehe wohl darauf, dass er nicht wiederum herausfalle.
Da ergreife er dann seine Vorsehung in Christo, fasse sie immer stärker an sich,
tröste und stärke sich in der Gnade Christ, mit allem Kreuz, Elend, Trübsal und Leiden.

Denn durch Christum, dem geliebten Sohne Gottes,
haben wir einen Gott, einen Vater im Himmel, der uns um seinetwillen liebt,
für uns sorgt, uns in Nöten beisteht und alles durch seine göttliche Liebe und Fürsorge zum Besten wendet.

Die erste Anfechtung liegt in uns selbst: Einmal beschenkt durch Jesu Nähe, machen wir uns auf den Weg, um in seiner Liebe Wurzeln zu schlagen. Doch diesen Weg gehen wir nicht immer zielgerichtet und mit festem Schritt, sondern bisweilen stolpern wir, fallen hin, laufen Umwege, treten anderen Menschen auf die Füße, verlieren die Orientierung.

Bis ans Ende auf Christus zu hoffen, ist eine Kunst, denn Entmutigung und Zweifel haben beide eine laute Stimme.

Die zweite Anfechtung bringen die Tiefschläge mit, die uns das Leben verpasst: Ungerechtigkeit, Krankheit, Verlust; das sind Momente, in denen es nicht immer möglich ist, die Gnade Christi fest zu umfassen.

Unterwegs auf dem Pilgerweg des Lebens

Und so brauchen wir die Gemeinschaft derer, die in Zeit und Ewigkeit mit uns auf dem Pilgerweg des Lebens unterwegs sind, denn diese von Christus Gesegneten sind es, die in Nöten stellvertretend für uns hoffen und glauben; sie sind es, die die Psalmen singen und Gott loben, wenn es uns die Sprache verschlägt; sie sind es, die uns durchtragen, wenn wir nicht mehr laufen können. Durch sie begleitet uns Christus.

Communio sanctorum – die Gemeinschaft der Heiligen, sie ist mitten in unserer Welt zu entdecken, und auch wir sind berufen, anderen Menschen der Christus zu werden, der Christus uns geworden ist.