Der Nürnberger Rat der Religionen ist erstmals mit einer gemeinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit gegangen. Er präsentierte seine Stellungnahme "Gemeinsam gegen die Angst", in dem er vor der Bundestagswahl am 24. September davor warnt, mit Ängsten Stimmung zu machen sowie Vorurteile und Hass zu schüren. Man wolle mit dem Papier nicht in einen parteipolitischen Dialog treten, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Rates, André Freud, von der Nürnberger Israelitischen Kultusgemeinde. Man rufe aber dazu auf, "bestimmte Parteien nicht zu wählen". 

Religionen gegen Radikalisierung und Gewalt

In der Stellungnahme nennen die Religionen die Angst vor der Flüchtlingskrise, vor "Islamisierung" oder Terrorismus aus dem Nahen Osten. Diese Themen bestimmten die aktuelle gesellschaftliche Debatte. Sie räumen ein, dass Angst "ein zutiefst menschliches Gefühl" sei. In der Begegnung miteinander könnte sie aber genommen werden, erklärte der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein.

Aber auch die Religion selbst könne zu Radikalisierung und Gewalt führen, stellen die Verfasser fest. Diese Gefahr wolle man nicht verharmlosen, sondern gegen "bedenkliche Formen von Religion" in den eigenen Gemeinschaften vorgehen. Die angeschlossenen Gemeinden aus sieben Religionen wollten die "friedensstiftende Kraft" ihrer Religionen stärken, hieß es.

Die Stellungnahme werde daher auch eine nach "innen gerichtete Diskussion" anregen. Sie soll über die Internetseiten der Gemeinden aber auch möglichst weit verbreitet werden, wie Paula van den Boogart von der Baha'i-Gemeinde sagte.

Auch die Existenz des Nürnberger Rates der Religionen, der sich vor einem Jahr gegründet hat, sei dem Überwinden von Ängsten zu verdanken, stellte ihr Vorsitzender Körnlein fest. Dem Verbund gehören ein Arbeitskreis aus sechs muslimischen Moscheegemeinden, Aleviten, jüdische Gemeinde, Ahmadiyya-Gemeinde, Baha'i-Gemeinde, buddhistische Gemeinden und die Christen an.

Die Stellungnahme "Gemeinsam gegen die Angst" kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Was ist der »Rat der Religionen«?

Der "Rat der Religionen" wurde im Jahr 2016 in Nürnberg gegründet. Der Rat versteht sich als Ansprechpartner für die Stadt Nürnberg und als Darstellung der Religionen in der Stadtgesellschaft. Der Rat will internationale Gesinnung, Toleranz und den Völkerverständigungsgedanken fördern.

Der Rat ist von Stadt, Land und Bund unabhängig. Der interreligiöse Dialog wird in Nürnberg bereits in unterschiedlichen Gremien und Foren intensiv gepflegt. Der "Rat der Religionen" möchte sichtbar für einen respektvollen Umgang miteinander eintreten und sich mit öffentlichen Stellungnahmen einmischen.

Mitglied im Rat der Religionen kann nur werden, wer sich zum Grundgesetz und seiner darin garantierten Religionsfreiheit bekennt und für Gewaltfreiheit einsteht, so der erste Vorsitzende Jürgen Körnlein in seiner Ansprache bei der Gründungsveranstaltung.

Vorstand und Gremien des Rates der Religionen

Zum fünfköpfigen Vorstand gehören neben Jürgen Körnlein (Evangelischer Stadtdekan von Nürnberg) noch als Stellvertreter André Freud (Israelitische Kultusgemeinde) und Serpil Saglam (Alevitische Gemeinde) sowie als Beisitzer Yavuz Kizmaz (Muslime) und Paula van den Boogaart (Baháì). Vorstand und Vorsitzender sind für drei Jahre gewählt.

Als Mitglieder sind 16 stimmberechtigte Repräsentantinnen und Repräsentanten aus sieben Religionsgemeinschaften derzeit – Oktober 2016 – im Rat der Religionen vertreten: Fünf Vertreter der christlichen Kirchen (röm.-kath., evang.-luth., evang.-reform., griechisch-orthodox), vier für die Muslime, drei für die Jüdische Gemeinde und je ein Vertreter für die vier kleineren Gemeinschaften Ahmadiyya Muslim Jamaat, Alevitische Gemeinde, Baháì-Gemeinde und Buddhistische Gemeinschaft Bodhi Baum e.V.

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