Ich bin im Erzgebirge in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen, in dem man betete: "Gott, zeig mir, wo du mich brauchst!" Das ist ein ziemlich demütiges Gebet für mich, die ich eigentlich gern alles selbst in die Hand nehme. Und natürlich habe ich viele Entscheidungen meines Lebens selbst gefällt: ich ging nach dem Abitur auf Wanderschaft ein Jahr selbstversorgend zu Fuß durch Deutschland, erkundete geeignete Ausbildungsstätten und entschied mich dann für das Studium der Religionspädagogik in Moritzburg bei Dresden.
Danach begann ich die Erfahrungen meiner Wanderschaft in den "Ökumenischer Pilgerweg" zu übersetzen. Das ist ein Weg durch Mitteldeutschland, der sich an einer alten Handelsstraße orientiert, der nun auf 460 Kilometer Länge mit der gelben Muschel ausgeschildert ist. Am Weg haben sich viele Herbergseltern bereit erklärt, Pilger für eine Nacht aufzunehmen. Das war eine Zeit, in der ich mich mit dem Willen Gottes eins fühlte, wenn das als Mensch überhaupt möglich ist.
Nach der Projektzeit wurde ich Jugendwartin (Dekanatsjugendreferentin) in Großenhain, einer recht entkirchlichten Gegend in Nordsachsen, aber das war genauso, wie ich es wollte. Ja, und ich habe aus freier Entscheidung Alexander zu meinem Mann gewählt. Und er mich zu seiner Frau.
Da er Musiker ist und bei den Würzburger Philharmonikern eine Anstellung als Konzertmeister bekam, mussten wir umziehen. Aus meiner Perspektive "in den Westen", was ich niemals wollte, weil doch auch Menschen im Osten bleiben mussten. Ich war sicher, Gott hatte die Karten gerade neu gemischt und mir das falsche Blatt ausgeteilt.
Heute können wir uns nicht mehr vorstellen, hier wegzuziehen. Die Franken sind ein herzensgutes Volk und in Iphofen haben wir schon tiefe Wurzeln geschlagen.