Wie gestaltet man kirchliches Leben, wenn nur Gottesdienste möglich sind – und selbst die nicht immer. Was lange als ein gequältes Gedankenexperiment erschien, ist heute Realität. Dieses Realexperiment zeigt, wieviel Kreativität möglich ist, zeigt aber auch, wo unsere kirchliche Arbeit Schwachstellen hat. Eines dieser Problemfelder begleitet uns schon eine ganze Zeit: Was kann Kirche in einer zunehmend digitalen Gesellschaft beitragen?

Digitale Kompetenzen für alle kirchlichen Mitarbeitenden

Die kirchliche Unterstützung für digitale Ideen konzentrierte sich bisher vor allem auf Verwaltungsvorgänge, Ausstattung und einige Leuchtturmprojekte. Digitalität – so entsteht der Eindruck – ist etwas für Spezialist*innen. Wenn aber das Evangelium in der digitalen Lebenswelt genauso präsent sein soll wie der Kirchturm im Dorf, dann braucht es die Kreativität der kirchlich Mitarbeitenden in ihrer Vielfalt.

Von Pfarrerin und Kindergartenleiterin, Kirchenmusiker und Jungscharleiter, Kirchenbandleader und Besuchsdienstmitarbeiterin. Um aber kreativ sein zu können im digitalen Raum, brauchen die Mitarbeitenden digitale Kompetenz. Sie müssen – angemessen reflektiert – wissen, wie sie digital aktiv sein können.

In einer nicht repräsentativen Studie haben die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland und das Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Josefstal Mitarbeitende in der evangelischen Jugendarbeit befragt, welche digitalen Kompetenzen sie für besonders wichtig halten. 361 haben die Umfrage beantwortet – etwa zwei Drittel beruflich Mitarbeitende und ein Drittel Ehrenamtliche. Sie waren gebeten, 24 digitale Kompetenzaussagen danach zu bewerten, ob es sich um

  • eine Grundkompetenz handelt, also alle Mitarbeitenden sie besitzen sollen,
  • eine Aufbaukompetenz, die sich einige Mitarbeitende in der evangelischen Jugendarbeit aneignen sollten
  • oder die Kompetenz für die kirchliche Arbeit mit jungen Menschen gar nicht relevant sei.

Kompetenzen der kirchlichen MitarbeiterInnen für Digitalisierung

Acht Kompetenzaussagen haben bei den Befragten besondere Zustimmung erfahren. Zwei Drittel der Befragten oder mehr ordneten sie als Grundkompetenz ein. Zusammenfassend lassen diese sich folgendermaßen beschreiben:

  • Verständnis von Lebenswelten junger Menschen (gerade in Sozialen Medien oder im Gaming-Bereich)
  • Klarheit über rechtliche Rahmenbedingungen (Jugend- und Datenschutz usw.)
  • Gremienleitung und Moderation von digitalen Partizipationsprozessen
  • Digitale Gruppenleitung mit Spaß und Inhalt
  • Ethische Reflexion der Digitalität

Diese Grundkompetenzen erfahren eine sehr große Zustimmung. Andere Kompetenzen halten viele eher für Spezialwissen. Dazu gehört Videos aufnehmen und schneiden oder Podcasts gestalten. Wie immer man eine Kompetenz im Einzelnen auch einordnet: Die Liste von relevanten Kompetenzen bleibt lang und herausfordernd. Denn für irrelevant hält die 24 vorgeschlagenen Kompetenzen kaum jemand von den Befragten.

Es steht also viel Arbeit für die kirchliche Fort- und Weiterbildung an, um kirchliche Mitarbeitende zu unterstützen, relevante digitale Kompetenzen zu erwerben, die sie noch nicht besitzen. Kreativität, das Evangelium heute zu kommunizieren, braucht digitale Kompetenz.

Gemeinsame Umfrage von aej und Studienzentrum Josefstal

Mitarbeit in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit braucht digitale Kompetenzen. Davon sind ehrenamtliche und berufliche Mitarbeiter*innen überzeugt. Nur so können sie ihren Aufgaben gerecht werden, junge Menschen zu begleiten, das Evangelium in ihren Lebenswelten zu kommunizieren und ihre Selbstbestimmung zu bestärken.

Dies ist das Ergebnis einer Online-Umfrage, die die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Jugend in Deutschland e.V. (aej) und das Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Josefstal e.V. im Dezember 2020 und Januar 2021 durchgeführt hat. 361 Teilnehmende bewerteten verschiedene Aussagen zu digitalen Kompetenzen. Fast alle sind ehrenamtlich oder beruflich Mitarbeitende in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit.

Michael Peters, Generalsekretär der aej betont: "Junge Menschen in der digitalen Welt zu begleiten ist eine wichtige Aufgabe für evangelische Kinder- und Jugendarbeit. Das bleibt auch nach der Corona-Krise so. Viele unserer Mitarbeitenden engagieren sich dafür in großartiger Weise und setzen ihre Kompetenz auch digital ein. Wichtig bleibt, jungen Menschen zugewandt zu sein, genau zuzuhören und Partizipation aktiv zu unterstützen. Es ist wesentlich, alle mitzunehmen und gemeinsam unser Können in der Digitalisierung zu erneuern und zu erweitern."

Der Link zur Studie als PDF zum kostenlosen Download befindet sich hier.