Seit vielen Jahren setzt sich der Familienservice der Uni Würzburg dafür ein, dass Wissenschaftler Forschung und Familie besser miteinander vereinbaren können. In der Kirchengemeinde St. Johannis fand die Hochschule einen Kooperationspartner. 2005 ging direkt in St. Johannis in Würzburgs Stadtmitte eine erste Kinderkrippe mit zwölf Plätzen an den Start.

Als die amerikanischen Soldaten vom Hubland abzogen und es klar war, dass sich die Uni auf dem Areal erweitern durfte, ergab sich auch eine neue Chance für die universitäre Kinderbetreuung. In drei Pavillons, wo früher die Kinder der Soldaten spielten, sollten Krippen- und Kindergartenplätze entstehen. Und zwar wieder unter Trägerschaft von St. Johannis.

Vor drei Jahren konnte der erste Pavillon der ehemaligen Day Nursery bezogen werden. Gleichzeitig zog die in St. Johannis beheimatete Krippe hoch auf den Campus. Inzwischen besuchen 91 Jungen und Mädchen ab zehn Monaten das Kinderhaus.

Die beiden noch leer stehenden Pavillons werden im Moment umgebaut. »Läuft alles wie geplant, startet dort der Betrieb im März«, berichtet Gisela Kaiser, die im Familienservice der Universität für Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie zuständig ist. Im Endausbau wird das Kinderzentrum über vier Krippen- und zwei Kindergartengruppen sowie eine altersgemischte Gruppe verfügen. Der Komplex ist bayernweit einmalig, betont Kaiser: »Keine andere Universität hat ein Kinderzentrum auf ihrem Campus.«

25 Kinder werden noch erwartet

Gedacht ist die Einrichtung in erster Linie für das wissenschaftliche Personal. Vor allem Frauen, die als Forscherinnen Karriere machen möchten, sind auf eine gute Kinderbetreuung angewiesen. Das Campus-Kinderhaus nimmt den Nachwuchs an jedem Werktag ab 7.15 Uhr auf, von Montag bis Freitag bis 17 Uhr. »Damit unterscheiden wir uns von anderen Kitas«, sagt Anne Kunz vom Leitungsteam. Die meisten schließen freitags spätestens um 15 Uhr.

Plätze, die nicht von Wissenschaftlerinnen nachgefragt werden, können Studierende bekommen. So erhielt Heike Langhof einen Kita-Platz. Die Mutter des vierjährigen Noah studiert Gymnasiallehramt. Als Noah zur Welt kam, ließ sie sich auf verschiedene Wartelisten von Krippen in Würzburg setzen. Zum Glück klappte es im Campus-Kinderhaus - und damit ganz in der Nähe ihrer Fakultät. Nun hofft Langhof, dass nächstes Jahr auch Noahs 20 Wochen alter Bruder das Kinderhaus besuchen kann. Dann wäre es für sie, die im Moment nur wenige Stunden in der Woche studiert, möglich, wieder voll ins Studium einzusteigen.

Dass aus der kleinen Krippe einmal ein großes Kinderzentrum mit, im Endausbau, 116 Plätzen würde, war 2005 nicht absehbar, sagt Susanne Wildfeuer, Pfarrerin von St. Johannis. Die Kooperation mit der Uni ist für die Theologin reizvoll, bietet diese einer Kita doch eine Menge pädagogischer Möglichkeiten. So waren die Kleinen schon im Biozentrum: »Sicher laden auch andere Eltern die Kinder mal ein, sie an ihren Arbeitslätzen an der Uni zu besuchen.«

Weil Hochschulen heute international sind, besuchen Jungen und Mädchen aus der ganzen Welt das Kinderhaus. »Wir haben Kinder aus Korea, China, Thailand, den USA, Indien oder aus osteuropäischen Ländern«, sagt Gisela Kaiser. Auch darauf wird pädagogisch eingegangen, man feiert zum Beispiel Feste verschiedener Kulturen.«

Besonders anspruchsvoll wird die Arbeit dadurch, dass junge Wissenschaftler aufgrund ihrer befristeten Verträge heute selten länger als zwei oder drei Jahre an einem Ort verweilen. Darum wechseln auch die kleinen Besucher des Campus-Kinderhauses ständig. Dass ein Kind mit zehn Monaten ins Kinderhaus kommt und die Einrichtung mit sechs Jahren verlässt, ist laut Kaiser die Ausnahme.