Der Frage, ob er das alles noch einmal genauso machen würde, geht Pfarrer Heinz Bäßler ein bisschen aus dem Weg. „Die Landeskirche hatte uns nur für diesen Standort ihre finanzielle Unterstützung zugesagt, und auch im Pfarrgarten hätten wir bauliche Auflagen erfüllen müssen“, verweist der Kopf der rund 3.300 Mitglieder starken Gemeinde auf die „Vernunft-Gründe“, die das Projekt Gemeindezentrum an dieser Stelle nahezu „alternativlos“ gemacht haben. Auch das ehemalige Gemeindehaus am Kindergarten war abgerissen worden, der Grund mittlerweile verkauft. Aus einer weiteren Immobilie, mit der man eine gemeinsame Nutzung mit der Stadt Erlangen gepflegt hatte, sei man heraus gegangen, um keine weiteren Belastungen mehr daraus zu haben.

Online-Bautagebuch für Gemeindehaus in Bruck

Die Kirchengemeinde habe also ihre Hausaufgaben gemacht, um den Weg für den Neubau frei zu machen. Und der nimmt langsam Formen an: Bald kann hier der alle zwei Wochen stattfindende Mittagstisch für Bedürftige und Einsame stattfinden, freilich auch Gemeindefeste, Konfirmandenunterricht und mehr – das Kantoratsgebäude rechts von der Kirche ist längst zu klein. Den Unmut, mit dem sich der Pfarrer aber konfrontiert sah, nachdem die „Ur-Brucker“ plötzlich wieder ans Tageslicht gekommen waren, obwohl der Friedhof bereits zwischen 1822 und 1824 verlegt worden war, der steckt jedoch nach wie vor in den Gliedern. Immer noch sind einige Bürger sauer, es werden der Kirchengemeinde Vorwürfe wegen Grabschändung gemacht. Nicht nur vom Heimat- und Geschichtsverein. „Mancher gibt uns eine Spende und sagt dazu ausdrücklich, dass das Geld nicht für das Gemeindezentrum verwendet werden darf“, sagt Bäßler.

Seit der Neubau entsteht, würden die Bauarbeiten „mit kritischer Aufmerksamkeit“ seitens einiger Bürger begleitet. Im Großen und Ganzen sei aber Ruhe eingekehrt in der Gemeinde. Vielleicht auch, weil sich die Bauherren nach anfänglicher Kritik wegen Verschleierung dessen, was da hinter dem Bauzaun mit den Gebeinen geschieht, sehr transparent zeigen, ein Online-Bautagebuch führen und die Knochenfunde am 8. April feierlich noch einmal bestattet haben.  

Kritik am Gebäude

Dafür flammt immer wieder Kritik am Gebäude selbst auf. Diese reicht von Geschmacksfragen, ob der lang gezogene Flachdachbau einfach hässlich sei, bis hin zum Ärger über die immens hohen Kosten. 1,2 Millionen Euro sind veranschlagt. Dafür erhält die Gemeinde einen etwa 70 Quadratmeter großen Gemeindesaal sowie einen weiteren, rund 40 Quadratmeter großen Raum, in dem auch die Küche unterkommt. Eine große, einladende Glasfront soll den „einfachen Zugang zur Liebe Gottes“ symbolisieren, wie Pfarrer Bäßler meint. Schick ist auch das Sichtmauerwerk. Innen entstehen zusätzlich zwei Technik-Räume sowie Toiletten. Auch wenn dann alles auf dem neusten technischen Stand, barrierefrei und von der Kirche nebenan direkt zu betreten ist – für diesen Geldbetrag bauen sich Privatpersonen eine kleine Villa.

Jedoch waren nicht alle Kosten so vorgesehen. Die Bodenplatte musste im westlichen Bereich auf über fünf Meter tiefe Beton-Stelzen gesetzt werden, im östlichen Bereich nur zwei Meter. Das gestaltete sich wegen der tiefer liegenden Bestattungen, die nun wohl auf ewig unter Beton begraben sind, und der dadurch notwendigen archäologischen Betreuung sowie wegen des Sandbodens schwierig. Überhaupt musste der Aushub für die Bodenplatte wegen des Bodendenkmals von Hand erfolgen. Weitere Faktoren, die den Bau so teuer machen, sind die Brandschutzmauer, die wegen des geringen Abstands zum nächsten Gebäude entstehen musste sowie die Anschlüsse für Gas und Kanalisation. Die wurden auf derselben Straßenseite gelegt, da man die gesamte angrenzende Fürther Straße hätte sperren müssen, um auf die Verteiler auf der anderen Seite zu kommen.

Name für Gemeindezentrum gesucht

„Die Landeskirche bezuschusst den Bau mit einem Drittel der Kosten. Dies bezieht sich allerdings auf den ursprünglichen Ansatz. Für alles, was darüber wegen unvorhergesehener Ereignisse sowie die natürliche Teuerungsrate dazu kommt, müssen wir uns noch eine Lösung überlegen“, weiß auch Dekan Peter Huschke. Wenn dann abzusehen ist, welche Summe unterm Strich steht, wird auch er noch einmal Verhandlungsgeschick beweisen und versuchen, Geldgeber anzuzapfen.

Was dem neuen Brucker Gemeindezentrum noch fehlt, ist ein Name. „An dessen Findung werden wir die Gemeinde beteiligen“, verspricht Pfarrer Bäßler. Schließlich entstehe hier ein Ort, an dem sich die Zukunft der Gemeindeglieder gestalten soll. Auch wenn die Vergangenheit darunter liegt. Am Sonntag, 29. April, wird der Bau vom Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche eingeweiht.