Der evangelische Pfarrer Christian Simon bezeichnet die Kirche gerne als "GmbH" - und meint damit eine "Gemeinschaft mit begründeter Hoffnung". Was er darunter versteht, erklärt er im Sonntagsblatt-Interview.

Was möchten Sie in den nächsten Jahren erreichen mit der Synode?

In der Landessynode möchte ich mich für eine einladende und den Menschen zugewandte Kirche engagieren. Eine Kirche, die sich nicht so viel mit sich selbst beschäftigt, sondern sich der Fragen und Nöte von Menschen annimmt. Eine Kirche, die vom Evangelium her Hoffnung und Zuversicht ausstrahlt – als GmbH (Gemeinschaft mit begründeter Hoffnung). Dazu gehört, dass die Kinder- und Jugendarbeit, sowie die Kirchenmusik einen breiten Raum im gemeindlichen und kirchlichen Leben einnehmen. Kreative, ungewöhnliche und mutige Ideen und Ansätze sollten nicht daran scheitern, dass Gremien, Finanzen und Strukturen sie möglicherweise verhindern. Zudem sollen Haupt- und Ehrenamtliche gute und geklärte Rahmenbedingungen für ihr hohes Engagement vorfinden können.

Welche Themen möchten Sie in der Landessynode besonders fördern?

Als Christ lutherischer Prägung und als Pfarrer möchte ich an der Belebung kirchlicher Traditionen, des Gottesdienstes und der Spiritualität mitwirken und missionarische Impulse setzen. Die Gemeinden sind der Ort, in denen sich Erneuerung des kirchlichen Lebens vollziehen kann. Gemeinden, in denen viele Kontakte gepflegt werden, werden an Bestandskraft gewinnen.

Was interessiert Sie am Amt des Synodalen?

2017 bin ich in die Landessynode nachgerückt und konnte mich im Rechts- und Verfassungsausschuss einbringen. Die synodale Arbeit erlebte ich als ein transparentes Ringen um den Kern der Kirche. Um so mehr freute es mich, in der aktuellen Periode gewählt worden zu sein. Nun bringe ich mich in den Organisations- und Rechnungsprüfungsausschuss ein und erfahre einen intensiven Austausch aus den unterschiedlichen Lebensbereichen. Diesen Reichtum kann man nicht beziffern. Es ist großartig, dies erleben zu dürfen!

Welche Themen bewegen Sie gerade?

Ich erlebe uns nach den Erfahrungen mit der Pandemie als dünnhäutig, verletzlich und zurückgezogen. Jetzt, wo das Leben annähernd wieder normal wird, dürfen wir uns anrühren lassen, wozu die Bibel immer wieder ermutigt: frisch und froh von Gott reden (!) und stets von Jesus neu lernen, wie er sich der Menschen angenommen hat und versuchen, es ihm gleichzutun. "Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens…" gehört zu meinen Basisgebeten.

Woran hapert es bei der Organisation Kirche?

Wir verbringen in unserer Kirche viel Zeit in Ausschüssen, Arbeitskreisen und Gremien, können trefflich über Verfahrensweisen und auf verschiedenen Ebenen diskutieren. Dabei geht nicht immer um die Inhalte, sondern auch um Einflussnahme und um die eigene Person. Wir sollten verstärkt das Gemeinsame entdecken und Menschen zuhören, damit wir sie, für die wir da sein sollen, nicht verlieren.

Wie schätzen Sie die Zukunft der Kirche ein: Wo stehen wir in zehn Jahren?

Unser Augenmerk richtet sich vorwiegend auf die Zahlen der Kirchen(mit-)glieder und auf die Finanzen und Rücklagen der Kirche. Das kann schon Kopfschmerzen verursachen und lähmen. Meines Erachtens sollte sich der Blick verstärkt auf den eigentlichen Herrn der Kirche, auf die Botschaft des Evangeliums und auf die Gemeinden richten. Denn dort spielt die Musik, dort ist die Vielfalt des Lebens, dort werden vielseitige Beziehungen gelebt, dort wirkt Jesus Christus mitten unter uns. Das ist in 10 Jahren auf jeden Fall auch so.

Was bedeutet evangelisch sein für Sie? Wie leben Sie Ihren Glauben?

Befreit, was mich auch immer bindet. Erlöst, weil es Jesus zusagt. Zuversichtlich, weil die Hoffnung wirklich trägt.

Christian Simon

Christian Simon ist in der nördlichen Oberpfalz aufgewachsen und studierte Theologie in Neuendettelsau, Basel und Erlangen. Nach seinem Vikariat in Weiltingen war er in Helmbrechts, dann Pfarrer in Wüstenselbitz und seit 2009 ist er in Velden. Er ist Mitglied im Dekanatsausschuss und seit 2017 Mitglied der Landessynode. Simon ist verheiratet mit der Grundschullehrerin Claudia Simon und hat eine erwachsene Tochter.