Günter Pfisterer geht durch die Gänge des Ansbacher Tierheims, in dem Katzen, Hunde und Kleintiere wie Meerschweinchen und Hamster ein Zuhause finden. "Letzte Woche ist in Ansbach eine ältere Frau verstorben, die vier Hunde und zwei Katzen hatte", sagt der Vorstand des Ansbacher Tierschutzvereins. Zunächst wollte Pfisterer alle Tiere aufnehmen, aber für eine der beiden Katzen sei kein Platz mehr gewesen - das Tierheim platzt aktuell aus allen Nähten.

Während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 war das Tierheim wie ausgestorben. "So leer wie während der Pandemie habe ich es in den letzten 25 Jahren nicht gesehen", erinnert sich Pfisterer. Der 86-Jährige hat sein Ehrenamt seit 1997 inne. "Es kam kaum noch jemand zum Gassigehen." Heute sei es ganz anders: Das Tierheim ist übervoll mit "Pensionstieren". "Wir kommen an unsere Kapazitätsgrenzen aufgrund der Tiere, die während des Urlaubs beherbergt werden sollen."

Tierheime sind überlastet

Als Pensionstiere werden Tiere bezeichnet, die von ihrem Halter vorübergehend bei einer Drittperson untergebracht und von ihr betreut werden. Der Andrang sei besonders in den Monaten August und September enorm. "Wir mussten reihenweise abweisen und haben dennoch zu viele", sagt Pfisterer. Durch die Planungsunsicherheit wegen Corona trauen sich viele nur noch im Sommer zu verreisen: "Früher waren die Urlaubszeiten besser verteilt. Heute ballt sich alles im Sommer."

Zahlen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) belegen: Im Corona-Jahr 2020 gab es über eine Million mehr Haustiere als noch im Vorjahr. Diese müssen auch während der Urlaubszeit betreut werden. Herbert Sauerer vom Deutschen Tierschutzbund in Bayern sagt: "Wir empfehlen immer, sich bereits vor Anschaffung eines Tieres Gedanken zu machen, wie man mit dem Thema Urlaubsaufenthalt umgehen möchte und wie dann mit dem Tier umgegangen werden soll."

Pensionstiere wichtig für Tierheime

Ob und wann man in den Urlaub fahre, wisse man in der Regel weit im Voraus, sagt Sauerer. Zudem sei es nicht Kernaufgabe von Tierheimen, Pensionstiere aufzunehmen: "Hierfür gibt es kommerzielle Tierpensionen." Dennoch beherbergten einige Tierheime Pensionstiere, um damit Geld zu verdienen. Die Zahl der Pensionstiere dürfe nie dazu führen, dass die Kernaufgaben - etwa die Beherbergung von Fundtieren oder pflegebedürftigen Wildtieren - nicht mehr erfüllt werden können, sagt Sauerer.

Vom Bund hat auch das Ansbacher Tierheim eine Corona-Unterstützung erhalten. Die Bedingung waren 7.500 Euro Mindereinnahmen im Vergleich zum Vorjahr. "Das hatten wir locker. Die Einbußen beliefen sich auf über das Doppelte", sagt Pfisterer. Tierschützer Sauerer sagt: "Der Zuschuss von 7.500 Euro hat den Tierheimen sicher geholfen, kostendeckend war er nicht." Die aktuellen Entwicklungen wie Inflation, Energiekrise & Co. träfen die Tierheime abermals mit "voller Wucht", ist er überzeugt.

Pfisterer hofft, dass sich der Andrang an Pensionstieren in den kommenden Jahren - wenn sich die Pandemielage weiter verbessert - wieder mehr übers Jahr hinweg verteilt. Damit die Tierheime auch weiterhin allen Tieren in Not eine Obhut geben können.