Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt die Zahl der Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten weltweit auf 170 Millionen Menschen. Einem von ihnen, dem Kenianer Malcolm Bidali, gibt die Jury des Internationalen Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg 2023 seine mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung.

Scheinwerfer auf Problem richten

Der 30-jährige Menschenrechtsaktivist setzt sich gegen die Ausbeutung von Arbeitsmigrantinnen und -migranten ein. Mit dem Preis wolle man den Scheinwerfer auf ein Problem richten, das weltweit ein Thema sei, auch wenn es nach der Fußballweltmeisterschaft in Katar von der Bildfläche verschwunden sei, sagte Nürnbergs Oberbürgermeister und Juryvorsitzender Marcus König (CSU) am Montag vor der Presse.

Arbeitsmigration und die Ausbeutung von Menschen gebe es auch in Europa. Zum ersten Mal erhält der Preisträger 25.000 Euro Preisgeld, sagte König. Bisher betrug die Summe 15.000 Euro.

Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen. Im Jahr 1995 erinnerte man an die Verabschiedung der nationalsozialistischen Rassengesetze, der "Nürnberger Gesetze", 60 Jahre zuvor - und an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor damals 50 Jahren. "Der Preis ist eine Antwort der Stadt Nürnberg auf die staatlich verordneten Menschenrechtsverbrechen jener Jahre und soll aller Welt ein Symbol dafür sein, dass von Nürnberg niemals mehr andere Signale ausgehen dürfen als solche des Friedens, der Versöhnung, der Verständigung und der Achtung der Menschenrechte", heißt es in der Satzung. Die Ehrung soll gefährdete Verteidiger der Menschenrechte schützen und andere ermutigen, sich für die Menschenrechte zu engagieren.

Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen. Die oder der Preisträger erhalten eine kleine Abbildung des Tors zur Straße der Menschenrechte in Nürnberg, die der Architekt Dani Karavan (1930 bis 2021) entworfen hat.

Erster Preisträger war 1995 der Russe Sergej Kowaljow, der für sein Engagement gegen den Tschetschenienkrieg geehrt wurde. Den Preis erhielt unter anderem die Ruanderin Eugénie Musaydire für ihre Versöhnungsarbeit zwischen den Volksstämmen der Hutu und Tutsi in ihrem Land. Inhaftiert ist in seinem Land Abdolfattah Soltani (Preisträger 2009), der als Rechtsanwalt im Iran für Menschenrechte eintritt. Zuletzt erhielt die Auszeichnung die chinesische Aktivistin Sayragul Sauytbay.

Ungewöhnlich war die Vergabe des Preises im Jahr 2017 an die Gruppe "Caesar", die Fotos veröffentlichte, um systematische Folter und Massenmorde in Syrien an die Öffentlichkeit zu bringen. Der Preisträger blieb anonym. Der Preisträger 2015 war der Gewerkschafter Amirul Haque Amin (Bangladesch), ausgezeichnet für seinen Kampf für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie. Kasha Jacqueline Nabagesera erhielt die Auszeichnung 2013 für ihren Einsatz gegen Homophobie und für sexuelle Selbstbestimmung in ihrer Heimat Uganda.

Drei Jahre Wachmann in Katar

Malcolm Bidali hat von 2018 bis 2021 als Wachmann in Katar gearbeitet und dort unter den schwierigen Bedingungen gelitten, wie Niedriglohn, überfüllte Schlafsäle, überlange Arbeitszeiten, Hitze oder beschlagnahmte Pässe. Er veröffentlichte unter dem Pseudonym Noah auf unterschiedlichen Kanälen wie Twitter oder Instagram Blogs über die Zustände, nachdem Beschwerden bei den Behörden erfolglos geblieben waren, heißt es in der Jury-Entscheidung.

Bidali wurde inhaftiert, saß 30 Tage in Einzelhaft und erhielt keinen Rechtsbeistand. Nachdem sich Menschenrechtsorganisationen für ihn eingesetzt hatten, kehrte er nach Kenia zurück. Mit einer Mitstreiterin, die als Hausangestellte in Bahrain Erfahrungen gemacht hat, baut er die Organisation "Migrant Defenders" auf.

Auch in Deutschland Niedriglöhne und überfüllte Unterkünfte

Man wolle in der Zivilgesellschaft die Sensibilität für die Probleme der Arbeitsmigration fördern, unterstrich Oberbürgermeister König. Keine Gesellschaft dürfe Ruhm und Wachstum auf Ausbeutung aufbauen. Er schlug die Brücke nach Deutschland, wo 50.000 rumänische Männer auf Baustellen arbeiten, auch hier niedrigste Löhne erhalten würden und in überfüllten Unterkünften lebten. "Wir bekleckern uns hier nicht mit Ruhm", sagte König.

Die noch junge Organisation "Migrant Defenders" fordert auch den Staat Kenia auf, sich für die Menschenrechte ihrer Bürgerinnen und Bürger einzusetzen, die als Arbeitsmigranten unter anderem in den Golfstaaten Geld verdienen, erklärte die Leiterin des Menschenrechtsbüros in Nürnberg, Martina Mittenhuber.

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen. Die Ehrung soll gefährdete Verteidiger der Menschenrechte schützen und andere ermutigen, sich für die Menschenrechte zu engagieren. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben. Der Preis an Malcolm Bidali wird am Sonntag, 24. September, im Nürnberger Opernhaus verliehen.

Kommentare

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demura am So, 24.09.2023 - 09:31 Link

Guten Morgen, leider die Verlinkung der Organisation ist fehlerhaft bitte korrigieren!!!!!

migrantdefenders.org