Christoph Seyler, der Leiter des Evangelischen Bildungszentrums (EBZ) auf dem Hesselberg, ist beeindruckt: "Wie machen und schaffen sie das eigentlich alles?" Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm lächelt. Klar, er habe viele Termine, viele Aufgaben, wenig Freizeit, sagt der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das empfinde er aber "keineswegs als ermüdend, mich inspiriert das". Dass das nicht einfach so dahingesagt ist, kann man seit vielen Jahren schon am Pfingstmontag auf dem Hesselberg erleben. Dann, wenn er sich beim Bayerischen Evangelischen Kirchentag den Fragen der Besucher stellt.

Die Fragen haben es teilweise in sich. Nicht, dass die Themen unbedingt neu wären oder Bedford-Strohm sich nicht schon zigmal dazu geäußert hätte - dennoch arbeitet er alles geduldig ab. Auch wenn die Fragen in so manchem Fall eher wie ein Vorwurf oder eine Anklage daherkommen. Etwa, als es um die messianischen Juden geht. Warum die evangelische Kirche diese vom Kirchentag ausschließe, will ein Besucher wissen. "Der Kirchentag wird nicht von der EKD veranstaltet", sagt Bedford-Strohm. Er erläutert freundlich, weshalb vor allem die Vertreter des Judentums eher allergisch auf eine Einladung oder Zulassung reagieren würden.

Weitere Themen sind Luthers Antijudaismus, die wenigen engagierten Jugendlichen in den Kirchengemeinden oder Kritik an der im Vergleich zu den Freikirchen starren Liturgie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Auf alles antwortet Bedford-Strohm geduldig, freundlich, wenn auch sicher nicht immer zur Zufriedenheit der Fragesteller. Schließlich ist auch der Besuch des EKD-Chefs auf dem Tempelberg in Jerusalem ein Thema - und weshalb Bedford-Strohm dort sein Amtskreuz abgenommen habe. Der Landesbischof hat dazu zwar schon mehrfach klar Stellung bezogen, auf dem Kirchentag tut er es dann eben noch einmal.

Bei schwül-warmen Frühsommerwetter waren Tausende Besucher zum Kirchentag auf den Hesselberg gekommen. Ein Höhepunkt war der Festgottesdienst, bei dem mehr als 10.000 Menschen die Predigt des Landesbischofs hörten. Nach dem Gottesdienst flanierten viele Kirchentagsbesucher an den Zelten und Ständen vorbei und informierten sich über die Vielfalt des kirchlichen Lebens in Bayern. Die kleinen Besucher verfolgten bei ihrem Kirchentag mit großer Spannung der Uraufführung des Kinder-Musicals „Was auch sein wird“ zu der biblischen Figur des Jakob.

Dossier

Bayerischer Kirchentag auf dem Hesselberg

Der Hesselberg, mit rund 689 Metern höchster Berg Mittelfrankens und in der Nähe von Wassertrüdingen, ist seit dem Jahr 1951 eng mit der evangelischen Kirche verbunden. Vor 66 Jahren eröffnete dort der damalige Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) die neu gegründete Landvolkshochschule. Aus diesem Einweihungsfest entwickelte sich der heutige Bayerische Kirchentag. In unserem Dossier erfahren Sie mehr über den Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg.