Hase Löffel ist entspannt. Obwohl zig Kinderhände gleichzeitig die Ohren des grau-weißen Hasen kraulen wollen, kann ihn nichts aus der Ruhe bringen. Genüsslich streckt er sich auf den Beinen von Daniela Prinz-Köglmeier aus. "Er ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen", sagt die Erlebnisbäuerin. Zu Ostern ist Hase Löffel bei den Kindern natürlich besonders beliebt. "Ist er müde?", fragt die vierjährige Lilly. Daniela Prinz-Köglmeier zuckt mit den Schultern, denn das ist schwer zu sagen. Ungewöhnlich wäre es nicht. Schließlich hatte Hase Löffel in den vergangenen Wochen viel zu tun. Auf dem Kleintierhof Neuhaus in Thalmassing (Kreis Regensburg) konnten Kinder dem Osterhasen und seinen hoppelnden Kollegen bei der Arbeit zuschauen und ihnen beim Färben der Eier sowie beim Basteln der Nester behilflich sein.

"Unser kleiner Hasenstall wird in der Zeit vor Ostern zur Werkstatt", erklärt Prinz-Köglmeier den Kindern. Dicht gedrängt stehen sie am Gitter und beobachten die Hasenfamilie im Stall, in dem Stroh, Pinsel, Farben und kleine Möbel zu sehen sind. "Die haben aber eine ganz schöne Unordnung", stellt der vierjährige Joshua fest und zeigt seiner Mutter die umgeworfenen Stühlchen im Stroh.

Hase als Eierüberbringer

Aber was hat der Osterhase eigentlich mit dem Osterfest zu tun? Lilly ist ratlos. Dann erklärt sie: "Der Osterhase kommt eben immer zu Ostern. Der gehört da dazu." Tatsächlich: Den Osterhasen samt Bräuchen zum Fest gibt es in Deutschland schon lange. Auf das Jahr 1682 datiert Rainer Wehse, Volkskundler von der Ludwig-Maximilians-Universität München die erste Erwähnung des Hasen als Eierüberbringer. "So richtig populär machte den Hasen die Zuckerbäckerindustrie", erklärt er.

Bei den Ostereiern wird es einfacher, einen Zusammenhang zum kirchlichen Fest zu finden. "Als tierisches Produkt waren Eier in der Fastenzeit seit dem siebten oder achten Jahrhundert verboten. Da die Hennen aber nicht mit dem Legen aufgehört haben, mussten die Eier anschließend einfach dringend weg", sagt Wehse. So kam es zu dem Brauch, an Ostern viele Eier zu essen. Da es üblich wurde, die Eier im Gottesdienst zu weihen, habe man begonnen, sie zu bemalen. "Sie sollten zum Fest besonders schön aussehen", erklärt er. Das Verstecken der Eier habe sich dann zu einem Ritual entwickelt, das eben Spaß mache.

Henne Frieda arbeitet mit den Hasen zusammen

Auf dem Kleintierhof wartet neben der Osterwerkstatt der Hasen schon Henne Frieda auf die kleinen Besucher. "Sie legt die Eier und arbeitet mit dem Hasen eng zusammen", erklärt Prinz-Köglmeier. Auch das schwarz-weiß gemusterte Huhn lässt es im Arm einer Mitarbeiterin des Hofs seelenruhig über sich ergehen, von vielen Kinderhänden gestreichelt zu werden. "Sie ist ja ganz weich", staunt Joshua und erschrickt, als Frieda mit dem Kopf zuckt. Selbstverständlich hat sie zusammen mit ihren Kolleginnen jede Menge Eier gelegt, die die Kinder zusammen mit ihren Eltern bemalen und für die sie noch ein Osternest aus Holz und Stroh basteln.

 "Das Angebot, die Osterhasenwerkstatt zu besuchen, war sofort ausgebucht", sagt Heidrun Reß vom Evangelischen Bildungswerk (EBW) in Regensburg, das die Veranstaltung ins Programm genommen hat. Insgesamt 50 Familien, aufgeteilt auf zwei Veranstaltungen, besuchten den Kleintierhof in Thalmassing. "Die Nachfrage war noch viel größer, aber wir konnten nicht alle berücksichtigen", bedauert Reß. Angebote in der freien Natur seien bei Familien mit kleinen Kindern sehr gefragt, erklärt die Leiterin des Fachbereichs Familienbildung. Das bestätigt auch Prinz-Köglmeier. Seit etwa drei Jahren betreibt ihre Familie den Erlebnisbauernhof für Kinder bis zwölf Jahre. "Wir wollen mit unseren Kursen den Kindern zeigen, dass es fernab von Massentierhaltung auch noch etwas anderes gibt", sagt die 37-Jährige. "Die Kinder sollen lernen, dass auch Tiere Gefühle haben." Neben Hühnern und Hasen sind auf dem Kleintierhof Schafe, Ziegen, Schweine und Meerschweinchen zu Hause. "Bei uns wird nicht geschlachtet. Die Tiere sind nur für die Kinder da", betont die Erlebnisbäuerin.

"Wir sind schon zum zweiten Mal hier", erzählt die Mutter der vierjährigen Lilly. "Ich finde es wichtig, wenn Kindern sehen, wie Tiere gepflegt werden. Sie lernen dabei viel." Lilly gähnt. Den Osterhasen zu beobachten, Eier zu bemalen, ein Nest zu basteln und anschließend noch Eier im Wald zu suchen, war aufregend und anstrengend. Was am Schönsten war, kann Lilly nicht entscheiden. Aber: "Der Osterhase haart sich voll", sagt sie. "Das hätte ich nicht gedacht."