Die CSU bleibt bei ihrer Kritik an den jüngsten Äußerungen aus den Kirchen zur Asylpolitik der Unionsparteien. Der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, sagte:
"Die Fragen der Tagespolitik gehören in einer Demokratie ins Parlament, nicht in die Predigt."
Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz geäußerte Kritik am Kurs des Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) so kurz vor der Bundestagswahl sei ein "Kardinalfehler".
Klaus Holetschek übt Kirchen-Kritik
Holetschek sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag, wenn sich "die Kirchen kurz vor einer Bundestagswahl in einer gesellschaftlich hochkontroversen Debatte klar auf eine Seite schlagen, habe ich kein gutes Gefühl".
Auch innerhalb der Kirche sei das umstritten, sagte Holetschek: "Viele Gläubige, mit denen ich spreche, empfinden es wie der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck: Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich. Diese Menschen müssen wir ernstnehmen und ihnen Lösungen anbieten."
Ministerpräsident Söder zur Debatte
CSU-Chef Söder sagte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag): "Die Kritik nehmen wir an, aber umgekehrt müssen wir auch unsere Meinung sagen dürfen - auch ich als gläubiger Christ." Er freue sich, wenn die Kirchen sich engagieren, sagte der bayerische Ministerpräsident und fügte hinzu: "Ich würde mir aber auch bei Fragen, die den Kern des Christentums berühren, eine lautere Stimme der Kirchen wünschen - beispielsweise beim Lebensschutz und beim Paragrafen 218."
Hintergrund
Mit den Stimmen von CDU/CSU, FDP und AfD war am 29. Januar im Bundestag ein Antrag verabschiedet worden, der dauerhafte Grenzkontrollen, Zurückweisungen von Flüchtlingen an der Grenze und eine unbefristete Inhaftnahme von vollziehbar ausreisepflichtigen Ausländern fordert. Kirchenvertreter kritisierten sowohl den Inhalt als auch die zuvor absehbare Inkaufnahme von Stimmen der in Teilen rechtsextremen AfD, um im Bundestag eine Mehrheit zu bekommen.
Ein entsprechendes Schreiben an Bundestagsabgeordnete hatten die Leitungen der Berliner Büros der Kirchen unterzeichnet, Anne Gidion für die evangelische und Karl Jüsten für die katholische Kirche.
Söder, der der evangelischen Kirche angehört, sagte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland": "Um eines klarzustellen: Es war ein offenbar unabgestimmtes Schreiben der politischen Büros der Kirchen. Mehrere Bischöfe und viele Gläubige haben sich sofort davon distanziert."
CSU-Positionen
Holetschek sagte, er sehe die "zentralen Kompetenzen" der Kirchen darin, der Gesellschaft ein christliches Fundament zu geben: "Wenn die Kirchen die Rolle einer tagespolitisch getriebenen, x-beliebigen NGO (Anm. d. Red: Nicht-Regierungs-Organisation) einnehmen, machen sie sich kleiner, als sie sind."
Schon in den vergangenen Tagen hatte Söder die Kritik der Kirchen teils scharf zurückgewiesen. Auf dem CSU-Parteitag am vergangenen Samstag sagte er: "Ich weiß, wie plural Kirchen organisiert sind, deswegen keine Kritik, aber vielleicht als kleinen Merkposten, nicht vergessen, wer am Ende noch an der Seite der Institution Kirche steht. Es sind nämlich wir. Nicht, dass irgendwann man ganz plötzlich alleine steht. Denkt mal drüber nach."
(lau/epd)
Kommentare
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Da scheint ja ein…
Da scheint ja ein empfindlicher Nerv getroffen worden zu sein, wenn CSU Politiker der Kirche öffentlich drohen.
Getroffene Hunde bellen, da scheinen die Kirchen was richtig gemacht zu haben. CSU denkt über Euer C mal konkret nach. Was heisst es christlich als Politiker in der Nachfolge Christi zu stehen