Obwohl Amberg, die größte Stadt im Dekanatsbezirk, und Sulzbach-Rosenberg, der Dekanatssitz, nur zwölf Kilometer auseinanderliegen, sind sie ganz verschieden: Rund die Hälfte der Sulzbach-Rosenberger ist evangelisch. Jenseits der Stadtgrenze fängt aber schon das Diasporagebiet an, das bis zur tschechischen Grenze reicht. Dort beträgt der Anteil der Evangelischen nur noch sieben Prozent.
Das hat historische Gründe. Zwar wurde der Vorgänger des heutigen Dekanatsbezirks, die Superintendentur Sulzbach, schon im Jahr 1566 durch Pfalzgraf Ottheinrich gegründet, umfasste damals aber nur acht Pfarreien in der westlichen Oberpfalz. Hier führte Herzog Christian August 1652 das Simultaneum ein.
Beständig weiterentwickelt
In den übrigen Teilen des Dekanats, das sich heute im Wesentlichen auf die Landkreise Amberg-Sulzbach und Schwandorf erstreckt, wurde im 17. Jahrhundert die Gegenreformation durchgesetzt. Deshalb durften sich in Amberg erst ab 1850 Protestanten niederlassen, die nach Rosenberg eingepfarrt wurden. Zwei Jahre später bekamen sie einen ständigen Vikar, der aber immer noch Rosenberg unterstellt war. 1863 erlaubte man die Gründung einer Gemeinde. Sie durfte im ehemaligen Paulanerkloster einen Gebetsraum einrichten.
In den östlichen Gebieten gibt es evangelische Gemeinden erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs, weil viele Flüchtlinge dorthin kamen.
Das Dekanat umfasst heute 18 Pfarreien mit 35 000 Kirchenangehörigen in insgesamt 24 Gemeinden. Die größte ist Amberg Paulaner mit über 7000 Mitgliedern, die kleinste, Högen, hat nur 225 Seelen. Überall aber gibt es hoch engagierte Ehrenamtliche, die beständig das Gemeindeleben bereichern. Da gibt es Krabbelgruppen, Tanzkreise, Posaunen- und Kirchenchöre. Den Schwung des Dekanatsgospelchors können die Synodalen beim Eröffnungsgottesdienst erleben.
Alles können die Synodalen nicht erkunden. Es wurden aber fünf »Begegnungen« untergebracht, bei denen sie einen Eindruck vom evangelischen Leben gewinnen können. So werden sie eine Landmaschinenfirma kennenlernen, die von Mennoniten geleitet wird, erhalten einen Einblick in die Musikgeragogik oder besuchen eine Einrichtung der Jugendhilfe.
Eine Gruppe wird nach Fürnried fahren. Dieses Dorf im Westen der Oberpfalz kennt in Papua-Neuguinea fast jeder. Denn dort wurde 1858 Johann Flierl geboren, der 1886 als Neuendettelsauer Missionar nach Papua-Neuguinea ging. Er blieb bis 1930 und wird dort bis heute sehr verehrt. Regelmäßig kommen Delegationen vom anderen Ende der Welt in Flierls Heimat, jetzt soll auf der Synode ein Partnerschaftsabkommen der ELKB mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea (ELK-PNG) unterzeichnet werden. Jack Urame, der Bischof der ELK-PNG, nimmt deshalb an der Synode teil und hält die Festpredigt.
Der Dekanatsbezirk hat aber noch weitere internationale Verflechtungen. Seit über 40 Jahren pflegt er eine Partnerschaft mit dem Indianermissionsrat Comin der Evangelisch-Lutherischen Kirche Brasiliens. Eine weitere Dekanatspartnerschaft wurde kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begründet, und zwar mit dem Seniorat der Böhmischen Brüder in Ostmähren. Wie gut das Verhältnis ist, hat sich auch beim Bau der Kapelle am Jugendhaus Knappenberg gezeigt. Hier haben tschechische Jugendliche fleißig mitgeholfen.
»Schönster Dekanatsbezirk«
Die Veränderungen der Kirche allgemein betreffen auch Sulzbach-Rosenberg. Deshalb sei die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit innerhalb des Dekanatsbezirks mit Blick auf die künftige Gestaltung des kirchlichen Lebens ein Thema, das Dekan Karlhermann Schötz sehr beschäftige. Aber auch über das Dekanat hinaus lote er Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit aus.
Wie gut das funktionieren kann, zeige die gemeinsame Verwaltungsstelle von Sulzbach-Rosenberg mit dem Dekanat Weiden. »Die Beziehung der Menschen zur Kirche ist gut«, bringt der Dekan die Situation in Sulzbach-Rosenberg auf den Punkt und ergänzt: »Sulzbach-Rosenberg ist in seiner Vielfalt der schönste Dekanatsbezirk Bayerns.« Er freue sich, dass die Synodalen das erleben können.