Das Leben einer jüdischen Familie in Deutschland unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet eine Erweiterung der Dauerausstellung im Fürther Jüdischen Museum Franken. Aus dem Nachlass des Mäzens und Sammlers Werner Gundelfinger (1921-2004) und seiner Frau Suzanne (1928-2016) stammen die zusätzlichen Exponate, die das Museum am Mittwoch vorstellte. "Wir reisen in eine Zeit, die sich heute kaum mehr einer vorstellen kann, obwohl sie noch gar nicht so lange zurückliegt", sagte Museumsleiterin Daniela Eisenstein zu der "Andock"-Ausstellung mit dem Titel "Rückkehr in die Heimat".

Geschichte der Familie Gundelfinger beispielhaft für Behandlung der Juden nach dem Krieg

Die angesehene Textilkaufmannsfamilie Gundelfinger aus Fürth hatte neben der deutschen auch eine schweizerische Staatsbürgerschaft und konnte sich daher nach der Reichspogromnacht in die Schweiz in Sicherheit flüchten. Von dort kehrte sie gleich nach der Niederlage Nazi-Deutschlands nach Fürth zurück und erreichte bereits 1948 die Restitution ihres Besitzes. Unter anderem zeige man Material über die Enteignung und die "unerträgliche Korrespondenz", die deutlich mache, wie Juden, die ihren Besitz zurückforderten, als Täter und nicht als Opfer behandelt wurden, sagte Eisenstein.

Gundelfinger, der über die Zeit des Nationalsozialismus nie gesprochen habe, habe sich in der Nachkriegszeit in einer ambivalenten Welt wiedergefunden. Auf der einen Seite sei die jüdische Gemeinde in Fürth nun von orthodoxen, osteuropäischen Gemeindemitglieder geprägt gewesen, auf der anderen Seite habe es die amerikanisch-jüdische Reformgemeinde der US-Alliierten gegeben. In Deutschland habe die Familie ein Leben zwischen Tätern und denen geführt, die geholfen hatten. In der Schweiz, wo er die Schoa überlebte, sei Gundelfinger aber zunächst nicht heimisch geworden.

Im Fürther Museum sind bereits zahlreiche Ausstellungsstücke aus Werner Gundelfingers Besitz zu besichtigen. Toraschmuck, Torarollen, Schabbatleuchten, Chanukkaleuchter oder hebräische Drucke hatte er auf seinen Handelsreisen durch Franken in nichtjüdischem Besitz entdeckt und sie so "nach Hause" geholt. 1999 schenkte er die Sammlung zusammen dem Jüdischen Museum. Weitere Stücke, Briefe, Urkunden und Fotos haben nun seine in der Schweiz lebenden Söhne dem Museum überlassen.