Mit einer Gedenkfeier am Montagabend in der Münchner Ohel-Jakob-Synagoge ist an die Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel vom 7. Oktober 2023 erinnert worden. Jüdisches Leben sei aus ihrer Sicht auch früher niemals sicher gewesen, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch.
Aber der 7. Oktober, den Knobloch als "Pogrom" bezeichnete, habe einen weiteren schweren Schlag bedeutet.
"Er war ein Gewalt-Exzess gegen unsere Art zu leben, zu denken und zu handeln. Gegen unsere Moral. Gegen unsere schiere Existenz."
Gedenkfeier in München
Die 91-Jährige betonte aber auch, dass sie die Hoffnung nicht aufgebe, dass künftige Generationen "die Schrecken der Vergangenheit hinter sich lassen können" und "dass die Menschen, auch und besonders in Israel, in Frieden und Sicherheit leben können". Die israelische Generalkonsulin in München, Talya Lador-Fresher, sagte, dass sich die israelische Gesellschaft nach dem 7. Oktober immer noch in einem kollektiven Trauma befinde.
Bei dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel waren 1.200 Menschen getötet worden, rund 250 wurden verschleppt, etwa 100 Menschen befinden sich immer noch in den Händen der Hamas.
Seither hat sich der Konflikt ausgeweitet: Israel kämpfe derzeit an sieben Fronten gleichzeitig und müsse sich dabei gegen die Hamas, die Hisbollah, die Huthis, die Milizen im Irak und in Syrien, den Terror im Westjordanland und den Iran, der all diese Terrorgruppen unterstütze und steuere, verteidigen, sagte Lador-Fresher.
"Bizarre Täter-Opfer-Umkehr"
Sie beklagte dabei eine "bizarre Täter-Opfer-Umkehr", die aus einer "gefährlichen Mischung aus Naivität, Ignoranz und Judenfeindlichkeit" resultiere. Diese Entwicklung sei auch eine Folge der medialen Berichterstattung über Israel. "Denn das Bild, das deutsche Medien von Israel zeichnen, ist sehr partikular und stark verzerrt."
Auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) kritisierte eine "Täter-Opfer-Umkehr". Israel werde dämonisiert, delegitimiert und mit doppelten Standards verurteilt - sei es bei den Vereinten Nationen (UN), in Politik, Medien, Kunst und Kultur, auf den Straßen oder in den Universitäten. "Das ist Antisemitismus", stellte sie klar. Sie sage ohne Einschränkung: "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen."
Selbstverteidigung Israels
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte das Recht Israels auf Selbstverteidigung. "Israel braucht keine Ratschläge, wie es sich verhalten soll. Israel braucht unseren Beistand und unsere Unterstützung." Jeder wünsche sich, dass die Waffen schweigen, sagte er mit Blick auf den sich ausweitenden Nahost-Konflikt. Aber Voraussetzung für Verhandlungen sei die Freilassung der Geiseln durch die Hamas. "Lasst die Geiseln endlich frei, lasst sie frei", appellierte Söder.
Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle forderte, dass der Kampf gegen Antisemitismus und die Förderung jüdischen Lebens in die Bayerische Verfassung und in das Grundgesetz aufgenommen werden sollten. Dies wäre "sinnvoll und notwendig". Die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) sagte in Vertretung des erkrankten Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD), dass es die dringlichste Aufgabe sei, jüdisches und israelisches Leben in München, Deutschland und weltweit besser zu schützen.
"Wir können und werden Hass, Hetze und Gewalt niemals akzeptieren."
Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp sagte, dass noch immer Angehörige verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Lieben warteten. "An sie denken wir heute besonders." Immer noch schlügen Bomben in Israel ein, gebe es kein sicheres Leben für die Menschen dort. "Wir Christinnen und Christen leiden mit unseren jüdischen Geschwistern." Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sagte, dass die Kirche fest an der Seite von Jüdinnen und Juden stehe. "Wir werden es als Kirche nicht zulassen, dass Judenhass in diesem Land wieder Platz greift."
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Liebe Kirchenführer "Wir…
Liebe Kirchenführer "Wir können und werden Hass, Hetze und Gewalt niemals akzeptieren." Sind das nicht nur "schöne Worte" - oder vielleicht noch weniger?
Je größer die Gottlosigkeit in einer Nation, und je mehr sich sich Kirchen von der biblischen Wahrheit verabschieden, und den allmächtigen Gott gewöhnlich machen, um so schneller "spriest" auch der Antisemitismus. Ich befürchte Christen und Juden haben Ihre "erste Liebe" zu dem allmächtigen Gott verloren.
Lieber Gruß Martin Dobat
(Blog - Israel, ein brennender Busch)