Die Bedeutung des Sterns im Namen eines Gasthauses hat jedoch eine weitaus nüchternere Bedeutung: So ging im Lauf der Geschichte die Benennung eines Platzes, an dem sich vier Wege kreuzen, oft auf in der Nähe liegende Gebäude über – voilà, schon haben wir den Stern. Diesen sucht man an der Außenfassade des "Gasthauses zum Stern" im mittelfränkischen Gollhofen ebenso vergebens wie innen. Dafür liegt es direkt an einer Kreuzung. Die Auffahrt zur A7 ist nur wenige Hundert Meter entfernt, nach Unterfranken und den baden-württembergischen Main-Tauber-Kreis sind es ebenso nur wenige Kilometer – man kann also tatsächlich von einem sternförmigen Einzugsgebiet sprechen für den Gasthof, den Klaus Schmidt zusammen mit seiner Frau Tanja und den Eltern Lieselotte und Helmut betreibt.

Der gute Stern rief ihn heim

"Warum unser Gasthof Stern heißt? Keine Ahnung." Klaus Schmidt zuckt mit den Schultern. Das sei schon immer so gewesen und klinge gut. Doch der Stern ist in seinem Leben nicht nur einfach ein Name, sondern auch Programm.

250 Jahre alt ist der "Stern" mittlerweile, 170 Jahre davon im Besitz einer einzigen Familie. Der Erste in der Runde war ein gewisser Christoph Thorwart, Jahrgang 1745, der bei seiner Herrschaft, den Grafen von Limburg-Speckfeld, um eine Konzession zur Errichtung einer Gastwirtschaft nachsuchte.

Mit der Konzession war die Auflage verbunden, der "Herbergs- und Labungspflicht nachzukommen, Fuhrleute und Gespanne zu verpflegen, mit warmen und kalten Speisen, ihnen Herberge zu gewähren sowie Fuhr- und Vorspanndienste zu übernehmen", wie es in der Chronik heißt. Die Geschichte des "Stern" konnte beginnen.

1868 wurde das Haus renoviert, der zweite Stock wurde darauf gebaut und ein Tanzsaal errichtet, "weil das junge Volk, aber auch ältere Weiber und Mannsbilder, die schon das Zipperlein plagte, und die schon das ganze Jahr knappten, nicht mehr im Freien unter der Linde tanzen wollten und weil es an der Kirchweih schon oft geschneubet hat", so die Chronik weiter. Im April 1945 brannte das Anwesen bis auf das Haus vollständig nieder, und Karl Schmidt baute es wieder auf, übergab es 1977 an die Tochter Lieselotte Schmidt, die 1975 ihren Helmut heiratete, der zufällig auch Schmidt hieß. 1977 wurde Klaus Schmidt geboren. Der wollte schon als kleiner Junge ein neues Wirtshaus bauen. 1992 begann er eine Lehre als Koch, arbeitete danach in renommierten Häusern in Hamburg und Hannover.

Die richtige Frau

Hier kommt wieder ein anderer Stern zum Tragen: der Stern, der auf den richtigen Weg führt – und der ging für Klaus Schmidt wieder zurück in die Heimat. "Meine Eltern dachten schon, ich bleibe in der Großstadt hängen. Aber der Stern rief mich wieder zurück", erinnert sich der 39-Jährige.

2006 stieg er mit in das Geschäft ein, und die Vorarbeiten für den Neubau begannen. Dann ließ man innerhalb eines halben Jahres das alte Haupthaus abreißen und ein komplett neues errichten. Familie Schmidt betreibt seither "das Wirtshaus für jedermann", wie sie es gern bezeichnet – für Schützen und Kegler, Gäste aus dem Dorf und Umland und für Hotelgäste.

Klaus fehlte noch etwas Entscheidendes: die richtige Frau. Auch hier sollte sich zeigen, dass die Sterne schon früh die richtigen Bahnen gezogen hatten. Frau Tanja, die Klaus 2007 wiedertraf und im August 2009 heiratete, war schon als Kind im "Stern" zu Gast. "Die rannte immer in der Kegelbahn mit ihren Eltern herum", erinnert sich Klaus Schmidt. "Wir kennen uns schon lange. Aber anscheinend mussten wir beide erst den Teenager-Schuhen entwachsen, bis wir merkten, dass sich unsere Sternenbahnen kreuzen." Mittlerweile gibt es auch zwei Sternchen: Im Frühjahr 2013 wurde Tochter Maira, im Juni 2016 Sohn Tilo geboren.

Wirtshäuser »Zum Stern« gibt's auch in Oberbayern: das Gasthaus Stern in Mittenwald.
Wirtshäuser »Zum Stern« gibt's auch in Oberbayern: das Gasthaus Stern in Mittenwald.