Bis zur letzten Minute wurde an dem Kirchenführer gefeilt. Bei der Fahrradsternfahrt zu den Simultankirchen des Jahres 2018 hielt Pfarrerin Nadine Schneider ihn druckfrisch in der Hand. Auf 52 Seiten beschreibt das reich bebilderte Büchlein die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der Ägidienkirche zu Thumsenreuth und der Leonardikirche zu Krummennaab (Landkreis Tirschenreuth).

Von 1663 bis 1930 bzw. 1935 wurden sie von evangelischen und katholischen Christen gemeinsam, also simultan, genutzt, in der mittleren und nördlichen Oberpfalz übrigens keine Seltenheit. Heute gehören sie der evangelischen Kirche. Regionalbischof Hans-Martin Weiss und Bezirkstagspräsident Franz Löffler, Schirmherr des Simultankirchen-Radwegs, nahmen die ersten Exemplare in Empfang.

Eigentlich sei der Kirchenführer längst überfällig gewesen, gesteht Elvira Freifrau von Lindenfels, Kirchenvorsteherin in Thumsenreuth: "Ich habe mir schon immer einen Kirchenführer gewünscht." Die Familie derer von Lindenfels hatte über 300 Jahre hinweg das Patronatsrecht für die Ägidienkirche inne und ist der Pfarrei Thumsenreuth-Krummennaab bis heute eng verbunden. Dass beide Gotteshäuser zu "Simultankirchen des Jahres" gewählt wurden, war für sie der Anlass, das Projekt anzugehen.

Der neue Simultankirchenführer
Handlich und schön gemacht: der neue Simultankirchenführer.

Radweg verbindet Simultankirchen der Oberpfalz

Autor ist Harald Stark aus Kulmbach, die Fotos stammen von Roland Seiler. Heimatforscher Harald Stark hat Informationen aus Büchern, von alten Grabplatten und Gemälden zusammengetragen und dazu beigetragen, Geschichte lebendig werden zu lassen. Den Kreisheimat- und Archivpfleger faszinieren vor allem die Menschen, die die Geschichte geprägt haben. Zum Beispiel Esther Luzia von Lindenfels. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts sorgte die tatkräftige Adelige dafür, dass in Thumsenreuth der baufällige Turm ersetzt wurde und ein neuer Altar in die Kirche kam.

Geschichte lebendig werden zu lassen, ist auch das Anliegen des Fördervereins Simultankirchen in der Oberpfalz. In ökumenischer Zusammenarbeit will er dieses besondere kulturelle Erbe in der Oberpfalz bekannter machen. Er ist Träger des Simultankirchen-Radwegs, der rund fünfzig Simultankirchen miteinander verbindet. Ein Projekt, das auch von vielen Kommunen aktiv unterstützt wird.

Simultankirchen-Radweg soll besser ausgeschildert werden

Unter www.simultankirchenradweg.de können sich interessierte Radler über die Streckenführung und Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand informieren. Mithilfe von EU-Mitteln sollen im Jahr 2019 die Routen auch ausgeschildert werden. Dann ist der Simultankirchen-Radweg auch öffentlich noch stärker präsent.

Dass Kirchen und Kommunen gemeinsam etwas Spannendes ins Rollen bringen können, beweist der Simultankirchen-Radweg durch die Oberpfalz seit Jahren. Das im Mai 2015 eröffnete ökumenische Vorzeigeprojekt erfreut sich im vierten Jahr seines Bestehens eines wachsenden Interesses. Rund 50 früher und zum Teil bis heute von evangelischen und katholischen Christen gemeinsam genutzte Kirchen werden durch ein Netzwerk von zehn Radwegerouten miteinander verbunden.

Fahrradclubs, Bildungswerke, Pfarrgemeinden, aber auch Einzelreisende aus ganz Bayern und darüber hinaus steuern die Simultankirchen an. Besonders die Simultankirchen des Jahres stehen dabei immer wieder im Fokus. Und jetzt eben auch mit einem handlichen Kirchenführer.