Karin Maindok könnte manchmal heulen, wenn sie auf ihr immer schmaler werdendes Budget blickt, sie macht es aber nicht. Davon haben sie, davon haben die Kinder nichts. So studiert sie Angebote der Supermarktketten, geht bei Herstellern von Büromaterial Klinkenputzen und versucht potenzielle Spender von der Idee zu überzeugen, ein paar Euro zu geben, damit sie wieder die Grundausstattung einkaufen kann, die ein Schüler der Konrad-Groß-Schule im Wohnquartier Nordostbahnhof eben so braucht. "Das können zum Jahresbeginn Sachen im Wert von hundert Euro pro Kind sein", erklärt die "Ehrenamtliche aus Leidenschaft".

Im Raum 21a der Schule, den die Macher des von der Evangelischen Jugend Nürnberg (ejn) getragenen Projekts vor einigen Jahren besetzt haben, gibt’s aber Sonderpreise: einen Markenfüller für fünf statt 15, einen Wasserfarbkasten für drei statt acht Euro, einen Radiergummi für 30 Cent. "Eine Komplettausstattung für das erste Schuljahr kann man bei uns für etwa 15 Euro erwerben", erklärt Maindok. "Inklusive Schultüte."

Ein bisschen Würde beim Schulzeugkauf

Allerdings ist die "Aktion Schulzeug" nicht für Schnäppchenjäger gedacht: Der Kunde muss seine finanzielle Bedürftigkeit beispielsweise über einen Nürnberg-Pass oder einen Bafög- beziehungsweise Arge-Bescheid nachweisen. Geringverdiener können einen Einkommensbescheid vorlegen, dann darf eingekauft werden. "Wir kontrollieren aber nur stichprobenartig, es soll niemand gegängelt werden", erklärt Maindok. Es ginge letztlich auch beim Schulzeugkauf um ein bisschen Würde.

Rund 100 Artikel stehen auf der Liste, die von den ejn-Mitarbeiterinnen Athanasia Tyrodimou und Hannah Movy akribisch geführt wird, die beim sehnlichst erwarteten Verkaufstermin die erwachsenen und jugendlichen Kunden betreuen. Und die Ordnung halten zwischen all den Regalen, Kunststoffdosen für Kleinzeugs und den Schränken.

"Ohne die Aktion Schulzeug könnten wir das Malen vergessen"

"Wir haben ganz schön viel zu tun", erklären die beiden, während draußen schon Mädchen Schlange stehen und versuchen, in dem kleinen Raum zu erspähen, was sie sich gerne von den paar Euro kaufen können, die ihnen von zu Hause mitgegeben wurden. "Es macht dann aber auch echt Spaß, in zufriedene Kindergesichter zu schauen", bekräftigen die jungen Frauen.

Mohammed (13) und Leon (12) haben sich für einen ganzen Schwung Buntstifte entschieden, für den sie nur einen Bruchteil dessen hinblättern müssen, was es im Schreibwarengeschäft kostet. "Wenn es die Aktion Schulzeug nicht gäbe, könnten wir das mit dem Malen vergessen", meinen die Jungs.

Ungewisse Zukunft: Spender gesucht!

Etwa sechs Termine pro Jahr bieten die Damen vom ejn und Karin Maindok an. Der Zuspruch: immer wieder gigantisch. Die Zukunft: ungewiss. Die Aktion gibt es eben schon ein paar Jahre und ist nicht mehr bei potenziellen Spendern vorne auf dem Schirm. Zudem geben andere karitative Einrichtungen Schulmaterial sogar kostenlos aus und würden daher von Spendern bevorzugt. Dass man aber wenigstens einen kleinen Obolus für seine Ware entrichten muss, um auch deren Wert zu schätzen, entspricht dem Grundgedanken des Projekts.

Der Bedarf ist jedenfalls da – nicht nur am Nordostbahnhof. "Sie glauben nicht, wie viele Kinder ohne Stifte in die Schule kommen. Und es werden immer mehr", sagt Maindok.
 

Aktion Schulzeug

INFO: Kontakt zum Projekt gibt es bei Karin Maindok unter Tel. (09 11) 5 61 42 80, post@kmaindok.de

Ansprechpartner bei der ejn ist Martin Nugel: m.nugel@ejn.de