Wenn es nach Dieter Reiter geht, wird es in München keine pro-palästinensischen Aufmärsche mehr geben. "Wir werden ab sofort alle Demos in diesem Zusammenhang verbieten", sagte der Oberbürgermeister am Donnerstagabend bei der Gedenkveranstaltung "Trauer an der Seite Israels".

Die rund 2.000 Menschen auf dem Jakobsplatz, die dem Aufruf der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München gefolgt waren, begrüßten die Entscheidung des SPD-Politikers mit Applaus, ebenso wie IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. Der deutsche Staat müsse "dem Hass auf der Straße" mit Verboten begegnen, betonte die 90-Jährige in ihrer Rede.

Gedenkveranstaltung in München: "Trauer an der Seite Israels"

Auch die Spitzen des Freistaats fanden deutliche Worte zum Terror, den die radikal-islamische Hamas seit vergangenem Samstag in Israel verbreitet. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) bezeichnete die Ermordung von über tausend Israelis als "grausamste, menschenverachtende Gewalt". Es gebe, so Aigner, deshalb im Moment "nur einen richtigen Platz: An der Seite des jüdischen Staats, an der Seite der jüdischen Schwestern und Brüder".

In Deutschland seien politische Konsequenzen nötig. Wer die Ermordung von Juden feiere, müsse "einen harten Rechtsstaat spüren", bis hin zu "aufenthalts- und strafrechtliche Folgen", sagte die Landtagspräsidentin mit Blick auf pro-palästinensische Demonstrationen in Berlin und anderen deutschen Städten.

Pro-palästinensische Demonstrationen verbieten

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete die Terrorangriffe der Hamas als fundamentalen Angriff auf die Menschlichkeit. Es sei "unfassbar, dass Leute darüber diskutieren und Entschuldigungen suchen". Wenn Abgeordnete im iranischen Parlament "Tod Israel" riefen, müsse allen klar sein, "dass das todernst gemeint ist".

Die Iranpolitik Deutschlands müsse deshalb grundlegend anders werden. Zudem müssten sämtliche Zahlungen an palästinensische Organisationen gestoppt werden: "Es gibt einfach zu viele Deckorganisationen", begründete Söder die Forderung.

Statement der Generalkonsulin Israels

Talya Lador-Fresher, Generalkonsulin Israels für Süddeutschland, verglich die Hamas mit der Terrororganisation Islamischen Staat: "Das sind keine Freiheitskämpfer, nur brutale, willkürliche Terroristen." Sie sei dankbar für alle Solidaritätsbekundungen aus Gesellschaft und Politik und hoffe, dass diese auch Bestand hätten "in den nächsten Wochen, die sehr hart und blutig werden".

Der Krieg sei ein "Verteidigungskampf der westlichen Zivilisation gegen die Barbarei", sagte Lador-Fresher und schloss: "Wir kämpfen um unser Überleben."

Ansprachen von Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm

Die Kirchen meldeten sich ebenfalls zu Wort. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, nannte es in seiner Rede empörend, dass Hamas-Terroristen bei ihren Gräueltaten den Namen Gottes gerufen hatten.

"Das ist Blasphemie, das ist Gotteslästerung", sagte Marx.

Christen und Juden seien Geschwister. "Wir werden das Existenzrecht Israels auch als Kirche verteidigen", erklärte der Kardinal. Interreligiöser Dialog mit Gruppen, die für den Überfall auf Israel "auch nur im Ansatz" Verständnis zeigten, sei sinnlos.

Sein evangelischer Amtskollege, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, verlieh seinem Entsetzten mit dem Vers "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" aus Psalm 22 Ausdruck: "Ich spreche diese Worte mit, angesichts der abgründigen Gewalt, die alle Hoffnung auf einen gerechten Frieden in Israel zu ersticken scheint."

Er verwies auf die vielen Menschen im Gazastreifen, die "die Morde der Hamas nicht in Auftrag gegeben haben" und dennoch massiv von den Folgen betroffen seien. Die Christen stünden fest an der Seite ihrer jüdischen Geschwister, betonte der Landesbischof.

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