Ein Blatt Papier, einen Bleistift, einen Edding-Marker 404 permanent und einen kleinen Aquarellfarbkasten: Das ist alles, was Thomas Wolf braucht. Dann geht es ganz schnell. Wenn er in einer Tagung sitzt und ihn ein Stichwort spontan anspricht, dann ist die Karikatur binnen weniger Minuten fertig.

Er selbst sieht sich als Laie und Autodidakt. Wirklich gelernt hat er das Zeichnen nie. Trotzdem hat er schon ein Buch veröffentlicht, ebenso eine Postkartenserie, seine Beiträge sind überregional in vielen Publikationen zu finden, sein Infoflyer zur Asylthematik mit dem augenzwinkernden Namen »Stammtischwissen Asyl« wurde vom Diakonischen Werk Bayern in einer Erstauflage von 25 000 herausgegeben. Auch eine Veranstaltung mit dem Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff hat er schon zeichnerisch begleitet und mehrere Kongresse, bei denen er nicht nur live zeichnet, sondern auch seine Werke ausstellt.

Hulda, das Huhn

In der örtlichen Tageszeitung Frankenpost wurde er mit Hulda bekannt. Hulda war nicht nur Tuchmacherin und alttestamentarische Prophetin um 620 vor Christi, Hulda ist auch ein Huhn, das in Form von Karikaturen seit einigen Jahren durch Oberfranken gackert. Hulda habe sich in der Fastenzeit darüber aufgeregt, dass alles schon voller Osterschmuck ist, erinnert sich Thomas Wolf an die Anfänge. Längst hat Hulda eine eigene Internetseite und unter dem Titel »Hulda – Land in Sicht« ist 2013 im Rehauer Burg-Verlag ein prächtiger Karikaturenband erschienen. Aktuell pausiert Hulda übrigens.

»Karikaturen sind immer eine Gratwanderung«, sagt Thomas Wolf. Gerade im kirchlichen Bereich müsse man schon genau überlegen, wie spontan man Dinge auf den Punkt bringen darf. Das beginne damit, ob sich ein Huhn wirklich über kirchliche Dinge auslassen darf. Die Grenze zieht Thomas Wolf dort, wo Menschen verletzt werden. Er sagt aber auch: »Eine Karikatur muss wehtun, sonst ist es keine Karikatur, sondern eine Illustration.« Selbst im 18. Jahrhundert hätten Kirchenmaler manche Missstände in Deckengemälden angeprangert, für Thomas Wolf so etwas wie ein früher Vorläufer der Karikatur. Als Vorbild nennt er den Essener Karikaturisten Thomas Plaßmann, der seine Werke regelmäßig unter anderem in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht.

Faszination der Bilder

Thomas Wolf ist sich auch sicher, dass die Karikatur trotz Digitalisierung eine Zukunft haben wird. »Das analoge Format wird nie wirklich aufhören«, sagt der Pfarrer und schwärmt von der Faszination guter Bilder, egal ob fotografiert oder gemalt. Bilder seien immer der passende Einstieg, erst recht bei seinen Karikaturen, die mehr sind als ein bloßer »Eyecatcher«. Da muss man schon stehen bleiben und die Karikatur eine Weile betrachten, etwa wenn es um das brandheiße Thema »Thesenanschlag statt Terroranschlag« geht.

Wolf wurde in Mainleus geboren und besuchte in Kulmbach die Schule. Auch am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium habe er schon gezeichnet. Nach der Bundeswehr studierte er in Neuendettelsau, Leipzig und Erlangen, war Vikar in Baiersdorf, ehe er seine ersten Pfarrstellen in Nürnberg antrat. Vorletzte Station war Weißdorf im Landkreis Hof, 2009 kam er nach Rehau.

500 Jahre Reformation

Dossier

Vor 500 Jahren hat der Theologe Martin Luther (1483-1546) mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen die Reformation angestoßen, die zur Spaltung von evangelischer und
katholischer Kirche führte. Wie haben Gemeinden, Dekanate und Kirchenkreise das Reformationsjubiläum 2017 gefeiert? Was ist für den Reformationstag am 31. Oktober geplant? Und warum ist der dieses Jahr ein Feiertag? Erfahren Sie mehr in unserem Dossier unter www.sonntagsblatt.de/reformation!