Herr Lähnemann, die vorliegende Broschüre ist die 5. Auflage. Warum ist eine Überarbeitung notwendig geworden?

Johannes Lähnemann: Seit der vierten Auflage sind mittlerweile neun Jahre vergangen. Immer wieder wurde nach den "Offenen Türen" gefragt. Von Schulen, Gemeinden, Bildungseinrichtungen bis hin zu interessierten Privatpersonen, die sie für Informationen, Besuche und Begegnungen brauchten. Aber inzwischen hat sich viel verändert bei Ansprechpartnern und Adressen, vor allem aber durch neue Glaubensgemeinschaften, neue Aktivitäten und Projekte. Stellten sich in der vierten Auflage noch 32 Religionsgemeinschaften vor, so fanden wir bei unseren Recherchen jetzt bereits 50, bedingt unter anderem durch die neuen Migrationsbewegungen, Flüchtlinge und damit Ausländergemeinden.

 

Wie stark hat sich das religiöse Leben in Nürnberg demnach seit dem ersten Erscheinen 1991 verändert?

Lähnemann: Damals war das religiöse Leben überwiegend von den großen Kirchen, der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen, bestimmt. Unsere Gruppe der Religionen für den Frieden war der erste Kreis, der mit der Broschüre "Offene Türen" auf das sich anbahnende weitere Spektrum der Religionsgemeinschaften öffentlich aufmerksam machte: die damals schon 20 000 Muslime, die annähernd 6000 orthodoxen Christen, aber auch die Gruppen von Buddhisten, Hindus und Baha’i, während die Israelitische Kultusgemeinde schon länger im Bewusstsein der Öffentlichkeit stand.

In der vierten Auflage waren dann auch die Aleviten, Sikhs und die kleine Gruppe der im Orient verfolgten Mandäer vertreten. In der fünften Auflage nun stellen sich unter anderem die ägyptisch-koptische und die armenische Gemeinde neu vor. Und neben der buddhistischen Gemeinschaft Fürth zwei weitere buddhistische Zentren. Die Mitgliederzahl der israelitischen Kultusgemeinde ist von zirka 200 im Jahr 1991 auf annähernd 2000 angewachsen.

Zugenommen haben parallel Gruppen und Ansprechpartner für die interreligiöse Begegnung, die sich ebenfalls in der Broschüre vorstellen. Dabei hat die christliche Seite mit der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und dem Begegnungszentrum "Brücke" für Christen und Muslime starke Impulse gesetzt, während die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit schon eine längere Geschichte aufweist. Mit der Begegnungsstube "Medina" haben junge muslimische Familien eine intensive Informations- und Dialogarbeit, besonders auch für schulische Gruppen, aufgebaut. Die "Wochen des Christlich-Islamischen Dialogs" sind fester Bestandteil jährlicher Aktivitäten. Der Lehrstuhl Religionspädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg hat sich überregional und international als ein nachhaltiges Zentrum interreligiöser Bildungsarbeit profiliert. Die Gründung des Rates der Religionen in Nürnberg im Jahr 2016 schließlich gibt der Vertretung religiöser Anliegen in der Öffentlichkeit ein neues Gewicht. All diese Initiativen sind auch Beispiele dafür, dass sich Nürnberg zunehmend als "Stadt der Menschenrechte" bewährt.

 

An wen richtet sich die Broschüre?

Lähnemann: Die Broschüre soll erneut und in erweitertem Maße als Informationsquelle und "alternativer Stadtführer" dienen. Sie soll mit ihren inhaltlichen Einführungen, der Auskunft über Ansprechpartner und Internetpräsenz, den Angaben über die gottesdienstlichen und spirituellen Angebote und nicht zuletzt vielen Bildern in der schulischen, religiösen und kommunalen Bildungsarbeit als Orientierungshilfe dienen. Sie soll Schulklassen ebenso wie der Jugendarbeit in den Religionsgemeinschaften, der Erwachsenen- wie auch der Seniorenarbeit Anregungen zum Kennenlernen und Begegnen geben. "Offene Türen", damit ist die Willkommenskultur gemeint, der sich die Glaubensgemeinschaften selbst verpflichtet fühlen.

Bezug der Brochüre

Beim Lehrstuhl für Evangelische Religionspädagogik, telefonisch unter (09 11) 5 30 2 5 49 oder unter rpevang-sekretariat@fau.de. Sie kostet acht Euro.