Die Nürnberger Frauenkirche spielt im Konzert der historisch und touristisch interessanten Innenstadtgemeinden eine große Rolle – und ist die katholische Enklave am Hauptmarkt zwischen St. Lorenz und St. Sebald.
Mit St. Sebald verbindet die nach einer umfangreichen Innensanierung erst vor wenigen Wochen wiedereröffnete Nürnberger Frauenkirche eine lange ökumenische Tradition, die immer wieder mit neuen Impulsen belebt wird. Fast ein Jahr lang, seit März 2023, war die Stadtpfarrkirche "Unsere Liebe Frau" geschlossen. Rund 3200 Quadratmeter Innenfläche wurden unter Denkmalschutzaspekten gereinigt.
Darunter der Boden, Wände und Decken, denen die Spuren der Millionen Besucherinnen und Besucher anzusehen waren, die nicht nur zum Christkindlesmarkt hier einen Blick hineinwerfen. Kirchenstühle wurden restauriert, eine neue Beleuchtung und eine Tonanlage angeschafft, Totenschilde und Fenster gereinigt und erneuert sowie zweie neu Windfänge eingebaut, die Staub und Schmutz weitgehend fernhalten sollen. 3,2 Millionen Euro hat die Innensanierung gekostet.
"Es sollte nach den Arbeiten hier nicht aussehen, als ob man einen Neubau betritt. Wir sind sehr behutsam vorgegangen",
erklärt Architektin Marisia Conn. 42 Holzbildwerke, 76 Glasmalerei-Felder und 98 Steinplastiken wurden gereinigt und konserviert, 445 Blankverglasungs-Scheiben ausgebaut und überarbeitet. Darunter auch die um 1525 geschaffene Verkündigungsgruppe mit Engel Gabriel und Jungfrau Maria, die der Lieblingsort von Kirchenpfleger Paolo Chesi ist.
"Die habe ich als Ministrant immer als Erstes gesehen, wenn ich aus der Sakristei gekommen bin. Sie hat mir Mut gemacht für meinen Dienst", erinnert er sich.
Epitaph von Adam Kraft
Der um 1450 entstandene Tucheraltar aus dem ehemaligen Augustinerkloster war schon vor wenigen Jahren restauriert worden. In neuem Glanz erstrahlen dagegen nun die Verkündigungs- und Leuchterengel aus der Schule von Veit Stoß und das Peringsdörffer’sche Sandstein-Epitaph von Adam Kraft – wohl die bekanntesten Kunstwerke in der 1525 lutherisch gewordenen Kirche. 1810 war sie wieder von der damals neu entstandenen katholischen Gemeinde erworben worden, die das Haus dann weitgehend neu ausstatten musste und dafür aus verschiedensten Quellen Inventar und Kunst heranschaffte.
"Auf die protestantischen Jahre weist hier nichts mehr hin", meint Restaurator Claus Giersch. Bewusst belassen wurde aber die sich farblich eindeutig abhebende Wandfläche, an der besagtes Epitaph jahrhundertelang stand, bevor es an seinen jetzigen Platz kam. Hier könne man gut ansetzen, um die bewegte Geschichte der Frauenkirche zu erzählen, was künftig bei touristischen Angeboten mit einbezogen wird.
Dann vielleicht mit Führern, die gleichsam die Menschen in die benachbarte Sebalduskirche geleiten. "Wer sich für Kirchen und Kunst interessiert, der tut dies überkonfessionell", weiß Martin Brons. Den Pfarrer an St. Sebald verbindet seit Jahren eine enge Beziehung zu seinem katholischen Kollegen Markus Bolowich. Ökumenische Gesprächskreise, der gemeinsame Kreuzweg am Freitag vor Palmsonntag und bald das neue kommunale Denkmalkonzept der Stadt Nürnberg, mit dem jüdische Geschichte und das jüdische Leben im Stadtbild verdeutlicht werden sollen, verbinden die Nachbarkirchen.
Kippen im "Paradies"
Die älteren Gemeindemitglieder beider Seiten erinnern sich noch gerne an die letzten Sanierungsmaßnahmen in der Frauenkirche vor rund 40 Jahren. Damals wurden die katholischen Schwestern und Brüder nach Sebald zum Feiern der Gottesdienste eingeladen. Dies war der Beginn eines seither regen Austauschs in der Nürnberger Innenstadt, der auch in Gottesdienste und nicht zuletzt in interkonfessionelle Ehen mündete.
Hochzeiten und andere hohe Feste werden künftig auch die wenigen Gelegenheiten sein, bei denen das Hauptportal der Frauenkirche geöffnet sein wird. Der Zugang soll in erster Linie über die beiden Seiteneingänge erfolgen. "Damit das Paradies auch weiterhin erhalten wird", sagt Markus Bolowich mit Blick auf die mit prächtigen Farben und Figuren ausgestattete Westvorhalle. Dort wurden in den vergangenen Jahren auch schon mal Kippen und anderer Müll entsorgt. Mancher verrichtete sogar hier seine Notdurft.
Mal kurz in die Kirche reinschneien – damit ist fortan Schluss. Aber an den Seiten können Interessierte weiterhin ungehindert zu den regulären Öffnungszeiten hinein.
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden