Wie jedes Jahr gehen die Hofer wieder auf eine besondere Zeitreise. Am Montag nach Trinitatis (28. Mai) bewegt sich ein langer Festzug mit Gruppen in historischen Kostümen, Schützen, Handwerkern und Honoratioren durch die Innenstadt: Zum 586. Mal feiern die Bürger ihren "Schlappentag" mit einem Schützenwettbewerb und einem eigens eingebrauten Starkbier. Der kuriose Name hat freilich einen ernsten Ursprung – und der Tag hat sich über die Jahrhunderte von einer eher ungeliebten Pflichtveranstaltung zu einem farbenfrohen kleinen Volksfest entwickelt.

Rückblende ins Jahr 1430. Seit einem runden Jahrzehnt tobten in Böhmen und angrenzenden Gebieten die sogenannten Hussitenkriege. Nachdem der böhmische Theologe und Reformator Jan Hus 1415 in Konstanz als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, eskalierten die Konflikte zwischen Hus-Anhängern und der katholischen Obrigkeit und mündeten in zahlreiche blutige Schlachten und Raubzüge, die erst 1436 endeten.

Wie der "Schlappentag" entstanden ist

Bei einem dieser "Kreuzzüge" wurde die Stadt Hof am 25. Januar 1430 von den Hussiten gestürmt. Während andere Städte wie das benachbarte Plauen sich durch Zahlung von Lösegeld freikaufen konnten, leisteten die Hofer "keinen nennenswerten Widerstand", wie es in einer Schilderung heißt – die Stadt wurde von den Truppen geplündert und "vollkommen verwüstet".

Für einen Neuanfang gewährte Markgraf Johann von Brandenburg den Hofern eine zehnjährige Steuerbefreiung – allerdings unter der Auflage, "dass sich die Bürgerschaft mit Handfeuerwaffen ausrüsten solle, um künftig gegen Angriffe gewappnet zu sein". Für die nötige Ausbildung gründete sich um 1432 eine Schützengilde. Sie bestand zum Großteil aus Handwerkern, die vom Hofer Magistrat zu regelmäßigen Schießübungen und Wettbewerben verpflichtet wurden.

 

Hofer "Schlappentag"

Wie der "Schlappentag" zum "Hofer Nationalfeiertag" wurde

Der Anordnung Folge zu leisten zögerten viele Schützen allerdings so lange wie möglich hinaus: Sie erschienen häufig erst am letzten Schießtag des Jahres, dem 1. Montag nach Trinitatis, morgens in Arbeitskleidung mit Schürze und bequemen offenen Schuhen (den Schlappen) zum Schießhäuschen. Die Pflichtübung wurde den Schützen freilich mit Hilfe eines besonderen Lockmittels versüßt: Weil die Hofer Schützen ein markgräfliches Brau­privileg besaßen, wurde zum geselligen Abschluss exklusiv für diesen Tag ein besonderes Bier gebraut – das "Schlappenbier". Mit einer Stammwürze von rund 18 Prozent (entspricht etwa 6,5 Prozent Alkoholgehalt) zählt das Traditionsgebräu zu den Starkbieren.

Den Wandel vom militärischen Übungstag zum "Hofer Nationalfeiertag" begleitet bis heute die "Privilegierte Scheiben-Schützen-Gesellschaft Hof von 1432". Sie richtet das Festwochenende alljährlich gemeinsam mit der Stadt Hof aus und ist Veranstalter des traditionellen "Schlappenschießens", bei dem die Honoratioren der Stadt am Sonntag um den Titel des "Schlappenkönigs" kämpfen. Erst seit vier Jahren ist der Schützenwettbewerb geöffnet: Zum "Bürgerschlappenschießen" können Einzelteilnehmer und Mannschaften antreten.

Neu in diesem Jahr ist der Termin für die "Hussitenführung", die seit einigen Jahren fester Teil des Festprogramms ist. Statt am Sonntag beginnt die Stadtführung bereits am Samstag (26. Mai) an der St.-Michaelis-Kirche. Die Aufführung mit historischen Spielszenen und allerlei Spektakeln findet nur einmal jährlich statt und gilt als die beliebteste Stadtführung in Hof. An zwölf Stationen wird die Geschichte des Hussitenüberfalls von einer engagierten und kundigen Spielerschar nacherzählt. Der Sonntag und der Montag gehören dann ganz dem Festbetrieb – für die Hofer und ihre gern gesehenen Gäste.