Man sehe mit Sorge, dass es bei der Bewältigung der Corona-Pandemie in der deutschen Politik sehr wenig um Fernstehende wie die Geflüchteten in den Lager Griechenlands und Libyens oder um die Armen der Welt gehe, heißt es in der Erklärung, die dem Sonntagsblatt vorliegt.

Deutschland müsse aber unabhängig von der Haltung seiner europäischen Nachbarn glaubwürdige Zeichen von Solidarität statt Hartherzigkeit setzen.

Und Asylanspruch muss ein Menschenrecht bleiben, urteilte die Lagergemeinschaft, deren Präsident der 87-jährige Holocaust-Überlebende Ernst Grube ist.

Weiter forderte die Lagergemeinschaft in ihrer Erklärung, dass Deutschland endlich davon abrückt, einer der weltweit größten Waffenproduzenten zu sein. Ohne Krieg hätte es den Holocaust in dieser Form nicht gegeben, ohne Kriege hätten viele der heutigen Geflüchteten ihre Heimat nicht verlassen müssen, hieß es.

Froh sei man über die Solidarität, die in der Corona-Krise an vielen Stellen der Gesellschaft spürbar sei. Die Lagergemeinschaft hoffe, dass diese Beispiele von Mitmenschlichkeit auch als Botschaft gegen den zunehmenden Rassismus, Antisemitismus und Rechtsterrorismus in Deutschland weitergetragen würden.

Die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung hatten wegen der Corona-Krise abgesagt werden müssen. Der geplante Festakt mit zahlreichen Holocaust-Überlebenden und Befreiern soll laut KZ-Gedenkstätte Dachau im nächsten Jahr nachgeholt werden. Die Lagergemeinschaft Dachau war 1946 von überlebenden Häftlingen wie Max Mannheimer, Otto Kohlhofer und Anna Pröll gegründet worden. Sie war maßgeblich an der Einrichtung der KZ-Gedenkstätte beteiligt und setzt sich bis heute für die Erinnerungsarbeit ein.