Der Abstand zwischen spazierenden Paaren und Kleingrüppchen misst 20 bis 50 Meter. So lässt es sich angenehm durch die Kleine Landesgartenschau Wassertrüdingen (Landkreis Ansbach) wandeln - an einem gewöhnlichen Werktagmittag. Ein paar Hundert Besucher verteilen sich gut auf den 13,5 Hektar. Das dichteste Gedränge herrscht in der Schlange am Buffet. Hier steht ein knappes Dutzend Gäste an.

So macht Gartenschau Spaß: Der Parkplatz ist halb belegt - mit Autos aus schwäbischen, bayerischen Landkreisen und vier Bussen. Vorher, aus der Ferne erschien das Geländekonzept fragwürdig: Die "Gartenschau der Heimatschätze", so der Untertitel, ist zweigeteilt: in den Wörnitzpark und den Klingenweiher. Wie sollte sich der Ortsunkundige da entscheiden? Wo anfangen? Wie weiter?

Kleine Gartenschau Wassertrüdingen: Besuch in vier Stunden

Keine Sorge, in der 6.000-Einwohner-Stadt Wassertrüdingen sind die Wege kurz. Insgesamt drei Kilometer liegen zwischen dem Haupteingang in den Wörnitzpark, der sich südlich an die halbe Altstadt schmiegt, und dem Hauptausgang Klingenweiher Nord. Zwischendurch bummelt man rund eineinhalb Kilometer durch Siedlungsgebiete. Darin liegen auch ein paar Programmpunkte, unterm Strich ist die Gartenschau äußerst übersichtlich.

Das heißt: Vier Stunden sollte man sich mindestens für einen Besuch nehmen. Dann hat man alles einmal gesehen, auch einige der kompakt getexteten Informationstafeln gelesen, dazu ein paar praktische Gärtnertipps mitgenommen. Man kennt beide Teile der Gartenschau, weiß aber, was man bei einem zweiten Besuch vertiefen und wo man besonders gut entspannen kann.

Ausstellung der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Ausstellung der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Aussichtspavillon der Kleinen Gartenschau 2019 in Wassertrüdingen
Aussichtspavillon der Kleinen Gartenschau 2019 in Wassertrüdingen
Klingenweiherpark bei der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Der ehemalige Deponiehügel im Wassertrüdinger Klingenweiherpark bei der Kleinen Gartenschau
Spaziergänger bei der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Spaziergänger bei der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Weihersteig im Klingenweiherpark in Wassertrüdingen
Der Weihersteig im Klingenweiherpark in Wassertrüdingen führt die Besucherinnen und Besucher über Land und Wasser.
Ausruhen bei der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Besucherinnen und Besucher haben bei der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen viele Möglichkeiten, sich auszuruhen - zum Beispiel in Liegestühlen unter Bäumen.
Altstadt Wassertrüdingen
Die Altstadt von Wassertrüdingen in Mittelfranken
Chor singt anlässlich der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Ein Chor singt anlässlich der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Erfrischung im Wasser bei der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Mehrere Weiher und die Wörnitz bieten den Besucherinnen und Besuchern der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen Erfrischung.
Radfahrer bei der Kleinen Gartenschau in Wassertrüdingen
Die Kleine Gartenschau in Wassertrüdingen ist auch mit dem Fahrrad zu erreichen.

Gartenschau bringt Wassertrüdingen Natur zurück

Beide Park-Teile sind langgestreckt, doch auch in den vier, fünf Ausbuchtungen des Geländes behält man die Übersicht. Etwa wenn's auf die Wörnitz-Halbinsel geht, ein flaches Stufenwehr aus Steinblöcken, das jugendliche Dammbauer entzückt. Hier lag auch ein Anlass dafür, die Gartenschau überhaupt nach Wassertrüdingen zu holen. Es entstand ein neuer Deich, der die Wassertrüdingen vor Hochwasser schützt. Gleichzeitig wurde das Flüsschen renaturiert. Dass es schon zu Römerzeiten eine wirtschaftliche Rolle spielte und wie man darauf kam, davon erzählen einige Schrifttafeln.

Der zweite Parkabschnitt brachte den Wassertrüdingern ebenfalls ein Stück Natur zurück. Nördlich der Altstadt war früher eine Bauschuttdeponie. Die wurde geschlossen begrünt, unter Beibehalt etwa einer alten Streuobstwiese. Am Rand eines der zwei Klingenweiher schwingen zwischen großen Bäumen Mehrpersonen-Hängematten, für die der Begriff "chillen" wie erfunden scheint. Auch an Werktagen muss man schon mal ein paar Minuten auf einen freien Platz warten. Es lohnt sich. Nur die Musikberieselung ist reichlich platt.

Evangelische Johanneskirche mit täglicher Andacht

Die Anlagen sind in ihr Umfeld eingebunden, ob man draußen nun Häuser, nahen Waldrand oder am Horizont den Hesselberg - Mittelfrankens höchste Erhebung - sieht: alles passt optisch gut zueinander. Überhaupt haben die Gartenschau-Macher auf zahlreichen Ebenen integrativ gedacht. Attraktionen der Region wie das Limes-Museum und der Most-Wanderweg spiegeln sich in einem Römerhof und einer Probierstation für Säfte.

Auf dem Weg durch den Ort laden Schilder zu einem besonderen Garten: auf den Gottesacker mit seinen erstaunlich gepflegten, polierten Grabsteinen und dem überdachten Mauergang. In der Johanniskirche nebenan bietet die Evangelisch-Lutherische Kirche täglich um 12 Uhr mittags eine viertelstündige Andacht an.

Nachhaltigkeit im Mittelpunkt der Bayerischen Gartenschau

Auf Landhaus-Lifestyle und oberbayerische Balkone ist Wassertrüdingen weniger geeicht. Und statt tropischer Exoten erwarten den Besucher vor allem Pflanzen, die er schon einmal in der eigenen Nachbarschaft gesehen hat - hier besonders gut arrangiert. Um botanische Präsentationen herum wurden Hainbuchenhecken gesetzt, damit sie bleiben. Im Detail ist vieles so nachhaltig angelegt wie die beiden Großprojekte Renaturisierung der Wörnitz und Umwandlung der Bauschuttdeponie zum Naherholungsgebiet.

Gerade abseits des Wochenendtrubels fällt ins Auge: Der ländliche Raum, um den sich am Hesselberg ja mehrere Einrichtungen kümmern, hat eine schöne Zukunftschance.