Es sind Mädchen und (vorwiegend) Jungen, meist zwischen sieben und acht Jahren, die von Sozialpädagogin Sabine Dylla und Psychologe Frieder Rumold derzeit an acht Terminen im Gruppenraum der Beratungsstelle betreut werden. Die Gruppen sind nur bis zu acht Personen groß. Manche kommen, weil sie selbst zur Überzeugung gelangt sind, einen Helfer zu benötigen, um dem Nachwuchs »die Spur einzustellen«.

Oft haben Kinderärzte, Lehrer und Kinderpsychotherapeuten, manchmal auch das Jugendamt den entscheidenden Tipp gegeben, sich an die Stadtmission zu wenden. Ein Vorgespräch findet statt, bei dem auch Barrieren abgebaut werden müssen: Manche Eltern fühlen sich stigmatisiert, jetzt mit ihren Kleinen zu einer Erziehungsberatung zu kommen. Und auch die Kinder selbst müssen Lust haben, bei dem spielerischen Gruppen-Workshop mitzumachen. Denn an sich sind die anderthalb Stunden, an denen sich die Berater Zeit nehmen, auch eine niederschwellige, gute Zeit, bei der die Kinder bei Gruppenspielen, Musik, Tanz, Bewegung oder Geschichtenerzählen sensibilisiert werden, auf andere Menschen besser einzugehen oder sich eben zurückzunehmen, wenn dies geboten ist.

Mit starken Gefühlen wie Wut und Scham umgehen lernen

Dazu gibt es beispielsweise Rollenspiele, in die gezielt realistische Konfliktszenarien eingebaut werden, die es zu lösen und über die es zu reflektieren gilt. »Die Kinder sollen klären, wie sie mit Wut, mit Scham oder ähnlich starken Gefühlen umgehen. Wir helfen ihnen dann dabei, sich selbst besser einschätzen zu können«, erklärt Frieder Rumold, der schon seit rund zehn Jahren gemeinsam mit Sabine Dylla solche Kompetenztrainings auf die Beine stellt. Dann wird das Erzählkissen weitergereicht, wer es besitzt, soll reden, wer es gerade nicht hat, muss zuhören. Für manche schon eine erste Hürde.

Dabei geht der Blick auch immer auf die Gesamtsituation, angefangen bei den Eltern: Wie wird soziales Verhalten vorgelebt? Ist ein Elternteil zu hart oder zu gleichgültig? Werden bereits beim Vater oder der Mutter vorhandene Konflikte oder fehlende Empathie einfach auf den Nachwuchs übertragen? Welche Rolle spielt das schulische oder soziale Umfeld?

Migrationshintergrund und vorgelebte Erziehungskultur

Fragen, denen die Therapeuten in den Einheiten zwar nur ansatzweise auf den Grund gehen können, deren Lösungen aber wertvolle Ansätze für das Schulen der sozialen Kompetenz mit sich bringen. Oft liegen die Probleme gerade bei Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund in der vorgelebten Erziehungskultur, die sich manchmal mit den in der deutschen Gesellschaft geltenden Normen reibt. Doch es ist auch oft der Vater, der die meiste Zeit im Büro verbringt und kaum Zeit für die Sprösslinge hat. Oder, wie bei manchen alleinerziehenden Müttern, einfach nicht da ist.

»Bei Kindern in diesem Alter kann man noch vieles in Gang setzen oder in eine andere Richtung lenken. Wenn sie mal älter sind, wird es schwieriger«, weiß Frieder Rumold. Und: Es wird nicht unkomplizierter, wenn der Psychologe die vergangenen Jahre überblickt. Die Nachfrage aber sei groß – das Team könnte doppelt so viele Trainings veranstalten.

Am Ende bleibt die Hoffnung sowohl bei den Eltern als auch bei Sabine Dylla und Frieder Rumold, dass sie dem ein oder anderen vielleicht doch ein gewisses Maß an Rüstzeug für die richtige Gangart in der sozialen Welt da draußen mit auf den Weg gegeben haben. »Wir können nicht die Welt retten«, gibt sich Rumold bescheiden. Aber eben vielleicht dem ein oder anderen Erwachsenen von morgen dabei helfen, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und besser mit anderen zurechtzukommen.