Minutenlang lag der neue Augsburger Bischof im Hohen Dom bäuchlings auf dem Boden, um das Gebet der Heiligen zu erbitten. Mehr als vier Monate nach seiner Ernennung ist am Samstag Bertram Meier (59) als neuer katholischer Bischof von Augsburg eingeführt worden.

Wegen der Corona-Pandemie war die ursprünglich für März geplante Bischofsweihe verschoben worden. An den Feierlichkeiten durften - mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz - nur knapp 180 der ursprünglich rund 2.000 erwarteten Gäste teilnehmen. Wegen der Corona-Pandemie gab es im Anschluss an die Bischofsweihe auch keine öffentliche Feier.

Bischofsweihe

"Social distancing spielt in diesen Tagen zwar eine große Rolle, wir sind aber deswegen nicht getrennt voneinander, auch wenn es räumlich anders ist als sonst", sagte der Münchner Kardinal Marx angesichts der Corona-Krise. Man sehe, dass der Schutz notwendig ist, man sehe aber auch den tiefen Einschnitt, den diese Corona-Zeit mit sich bringe, sagte Marx. Es seien stürmische Umbruchzeiten, in denen der neue Bischof geweiht wird und man wisse nicht, wie lange diese noch dauern werden.

"Auch ein Bischof ist nur ein Mensch und kein Überflieger",

sagte der neue Bischof und bedankte sich bei den Festgästen, zu denen auch der evangelische Regionalbischof Axel Piper zählte. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, es sei eine große Herausforderung, in dieser coronageprägten Zeit Bischof zu werden.

Meier sei ein Mann mit römisch-weltkirchlicher Erfahrung und diese Erfahrung werde in der Deutschen Bischofskonferenz benötigt. "Bischof ist man nie allein. Mit dem Bischof von Rom bilden wir Bischöfe zusammen ein einziges apostolisches Kollegium", sagte Bätzing.

Ansprache von Ministerpräsident Markus Söder

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, viele Menschen bräuchten Geduld in diesen Zeiten. Es habe lange bis zu dieser Bischofsweihe gedauert, schließlich sei die Corona-Pandemie die größte Herausforderung bisher in Bayern gewesen. Als evangelischer Christ habe er auch oft gebetet, sagte Söder und wünschte dem neuen Bischof viel Kraft und dass es der Kirche immer wieder gelinge, auf neue Herausforderungen einzugehen.

Der Apostolische Nuntius des Vatikans in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, stellte den neuen Bischof in der zweieinhalbstündigen Feier vor und überreichte dem Domkapitel die päpstliche Ernennungsbulle, Weihbischof Anton Losinger verlas als Dompropst die in lateinisch verfasste Urkunde.

Die Weihe mit der Handauflegung fand durch Kardinal Marx und zwei Ko-Konsekratoren statt. Marx überreichte im Anschluss daran das Evangeliar und die bischöflichen Insignien als Zeichen der neuen Amtsgewalt.

Meier: Rolle der Frau stärken

Im "Interview der Woche" des Bayerischen Rundfunks (B5 aktuell) sagte Meier, er wolle die Rolle der Frauen in der katholische Kirche stärken. Es könne sich vorstellen, bei neuen Personalentscheidungen Frauen nach vorne zu bringen, sagte der neue Augsburger Bischof, wies aber zugleich darauf hin, dass es aus Rom keine Signale gebe, Frauen in absehbarer Zeit zu Weiheämtern zuzulassen. 

Bischof Bertram Meier

Bischof Meier war Ende Januar von Papst Franziskus zum Nachfolger von Konrad Zdarsa bestimmt worden, der im vergangenen Jahr mit 75 Jahren aus Altersgründen zurückgetreten war. Meier wurde 1960 in Buchloe (Ostallgäu) geboren und 1985 nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Augsburg und Rom zum Priester geweiht.

Nach einer Ausbildung an der Päpstlichen Akademie für den diplomatischen Dienst des Vatikan in Rom leitete er zwischen 1996 und 2002 die deutschsprachige Abteilung des Vatikanischen Staatsekretariats.

Als Domkapitular in Augsburg war Meier unter anderem für Ökumene und interreligiösen Dialog zuständig. Seit 2012 war er dort stellvertretender Generalvikar und Domdekan. In einem Interview sagte Meier einmal, dass er die Ökumene "mit der Muttermilch" aufgesogen habe: Sein Vater sei ein sehr engagierter evangelischer Christ gewesen, die Mutter katholisch.

Ökumene habe er also von Kindesbeinen an erlebt. Seit Jahren ist Meier in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) aktiv: von 2002 bis 2011 als Vorsitzender in Augsburg und seit 2013 als Vorsitzender in Bayern.