In der Behindertenhilfeeinrichtung Auhof (Landkreis Roth) der Rummelsberger Diakonie hat im Jahr 1975 ein Medikamententest an neun Jungen zwischen neun und 14 Jahren stattgefunden.

Für die Gabe des Medikaments Nomifensin, eines Antidepressivums, durch den damaligen Anstaltsarzt konnte die Wissenschaftlerin Sylvia Wagner bei ihrer Recherche keine nachvollziehbaren Gründe finden.

Das geht aus dem Buch über die Behindertenhilfe der Rummelsberger zwischen 1945 und 1995 hervor, das nun vorgestellt wurde.

Subkultur der Gewalt in Häusern der Behindertenhilfe

Der Band beschreibt aber auch körperliche und psychische Gewalt gegen die Bewohnerinnen und Bewohner mehrerer Häuser der Behindertenhilfe und "wie eine Subkultur der Gewalt begünstigt wurde", erklärte Mitautor Hans-Walter Schmuhl.

Personalmangel, unzureichend qualifiziertes Personal und räumliche Mängel führten dazu, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Gewalt, Schlägen, Fixierungen oder psychischen Mitteln versuchten, die "totale Institution" aufrechtzuerhalten.

Erschreckend sei es, so Schmuhl, dass trotz heilpädagogischer Konzepte ab den 1970er Jahren "sich die Dinge quälend langsam änderten".

Vorsitzender Reiner Schübel bittet Betroffene um Verzeihung 

Von Gewalt betroffene Menschen in der Behindertenhilfe der Rummelsberger hat der Vorsitzende der Rummelsberger Diakonie, Reiner Schübel, bei der Videokonferenz am Donnerstag um Verzeihung gebeten.

Das nun erschienene Buch "wäre umsonst, wenn wir daraus keine Lehren ziehen", sagte Schübel. Man müsse wach und kritisch bleiben und eine Kultur schaffen, in der Gewalt kein toleriertes Mittel sei und bleibe.