Nürnberg (epd). Zu Beginn der Geschenkekäufe vor Weihnachten hat die Organisation Fair Toys am Donnerstag in Nürnberg auf die Menschenrechtssituation in der Spielwarenherstellung hingewiesen. "Der Skandal, dass an vielen Orten der Welt unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wird, ist gleichgeblieben", sagte Jürgen Bergmann vom Vorstand der Organisation bei einer Pressekonferenz.

Der Vertreter der Christlichen Initiative Romero, Maik Pflaum, sagte, Arbeitsrechtsverletzungen seien weit verbreitet. Romero lasse seit 15 Jahren die Situation in Spielzeugfabriken beobachten. Zwischen 80 und 175 Überstunden pro Monate seien in der Branche in China keine Seltenheit, obwohl selbst das chinesische Recht nur 36 Überstunden erlaube. Der Schutz der Arbeiterinnen und Arbeiter beispielsweise vor giftigen Chemikalien sei oft lückenhaft, die Beschäftigten müssten in unwürdigen Unterkünften hausen und könnten von ihren Löhnen nicht existieren.

Pflaum forderte ein grundsätzliches Umdenken, wie es nach seiner Ansicht in der Bekleidungsindustrie allmählich passiere. "Wir müssen weg vom Audit-Zirkus, bei dem die Fabriken zertifiziert werden", erklärte er, sondern es müssten Schulungen der Arbeiter vor Ort, wie auch für die Leute, die für den Einkauf tätig seien, angeboten werden. Ein Codex und ein Beschwerdesystem müssten eingeführt werden.

In Deutschland wird zwar über 70 Prozent des Spielzeugs online über den Versandriesen Amazon gekauft, doch Pflaum ist trotzdem zuversichtlich, dass den Verbrauchern Fragen der Nachhaltigkeit immer wichtiger werden. Wenn nur die Verbraucher umdenken würden, die die 20 bis 30 Prozent des Spielzeugs im lokalen Handel kaufen, "würde das auch schon das Leben von Millionen Menschen verändern", sagte er.

Unter dem Motto "Fair kaufen - fair spielen" hängen seit ein paar Tagen an 200 Stellen in Nürnberg Plakate, die die Leiterin des Nürnberger Spielzeugmuseums, Karin Falkenberg, mit einem großen - fair hergestellten - Plüsch-Drachen zeigen. Er sei "ein starkes Symbol für eine Nachhaltigkeitsstrategie", sagte die Museumsleiterin.