Regensburg (epd). 110 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs präsentiert das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg seine Kabinettsausstellung "Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg". Die Ausstellung, die an diesem Freitag (22. März) eröffnet wird, zeige anhand von Einzelschicksalen und Erinnerungsstücken, wie die normale Bevölkerung unter den Gräueln des Krieges gelitten hat, sagte Museumsdirektor Richard Loibl. Vieles davon sei heute aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. "Der Erste Weltkrieg ist meiner Meinung nach aber die Urkatastrophe, da beginnt der ganze Schrecken", sagte er am Donnerstag in Regensburg bei einer Preview. Ihm zufolge wirft dies "Parallelen zur Jetztzeit auf und insbesondere zum Konflikt, den die Ukraine jetzt aushalten muss".

Das Besondere am Ersten Weltkrieg habe in einer "kapitalen Fehlleistung, einem Komplettversagen der wirtschaftlichen und politischen Führungseliten im Deutschen Reich" gelegen. Es habe der Irrglaube vorgelegen, den Krieg in wenigen Monaten gewinnen zu können, sagte Loibl. "Angesichts der Bündniskonstellationen hätte sich vorhersagen lassen, was passieren würde."

So verfolgte Bayern seine eigenen Kriegsziele. König Ludwig III. dachte an Belgien, das Elsass und einen Zugang zum Atlantik. Sein Sohn, Kronprinz Rupprecht, sei dagegen Verfechter eines Verständigungsfriedens gewesen. Als General im Feld habe er gewusst, wohin der Krieg führen würde, betonte Loibl. Vor dem Krieg zählten die Bayern sieben Millionen Einwohner, davon eine Million junge Männer. Von ihnen fielen 200.000, über 400.000 wurden verwundet.

Zum ersten Mal werde auch gezeigt, wie man den Bayern den Krieg in der damaligen Presse präsentierte. Möglich wurde dies auf Basis der grafischen Sammlung von Jean Louis Schlim, der diese dem Museum vermachte. Ein Blick in die der Zensur unterworfenen Zeitschriften und Zeitungen offenbart, wie vermeintliche Kriegserfolge und Kriegshelden gefeiert, der Frontalltag verharmlost, Durchhalteparolen ausgegeben und der angebliche Heldentod tausender junger Soldaten verherrlicht wurde. "Man sieht, wie man ein Volk durch das Erfinden von Ereignissen, die so nicht stattgefunden haben, durch das Verdrehen von Tatsachen manipulieren kann", sagte Loibl.

Über 40 Staaten zog der Erste Weltkrieg (1914-1918) in seinen Strudel. In der Hauptsache standen sich Deutschland, Österreich-Ungarn und die Türkei auf der einen Seite und Frankreich, England, Russland und später auch die USA auf der anderen Seite gegenüber. Auf beiden Seiten kämpften über 70 Millionen Menschen. Fast 10 Millionen wurden getötet. Die Kabinettsausstellung "Weltenbrand!" ist bis zum 2. Februar 2025 in Regensburg zu sehen.

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