München (epd). Von 189 auf 171 Stellen: Mit einem Beschluss über die Verteilung des künftigen Stellenkontingents hat die Synode des evangelischen Dekanats München am Dienstagabend eine erste Weiche für ihren Zukunftsprozess gestellt. Demnach sind in den sechs Prodekanatsbezirken künftig noch 122 Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakone und Religionspädagoginnen tätig.

Auf den Fachbereich der Evangelischen Dienste München (EDM), zu dem beispielsweise die Altenheimseelsorge, die Stadtakademie oder das Migrationszentrum zählen, entfallen 17,5 Stellen. Hinzukommen 31 Stellen für Krankenhaus- und Hochschulseelsorge, Kirchenmusik und Leitungsfunktionen, die die Landeskirche als fix definiert hat. Grundsätzlich entspräche die Verteilung einer Kürzungsrate von 9,64 Prozent, sagte Stadtdekan Bernhard Liess bei der Sitzung in der Münchner Markuskirche. In manchen Bereichen habe man aber "Härten" abgemildert, um die Kürzungen "gerecht und solidarisch" umzusetzen. Die Vorlage des Leitungsgremiums setzte sich gegen einen Alternativvorschlag des Höhenkirchener Pfarrers Thomas Lotz durch, der die Kürzungsrate von knapp zehn Prozent gleichmäßig über alle Arbeitsbereiche verteilt sehen wollte.

Die bayerische Landeskirche muss durch sinkende Mitgliedszahlen künftig mit weniger Kirchensteuermitteln auskommen. Die aktuelle Landesstellenplanung korrigiert deshalb in allen Bereichen die Stellen für Hauptamtliche - meistens nach unten. Das Dekanat München ist das größte Dekanat der Landeskirche. Hier leben mit rund 240.000 Evangelischen rund zehn Prozent der bayerischen Protestanten. Die notwendigen Kürzungen will das Dekanat mit einer Zukunftsstrategie verbinden: "Wie können wir künftig als Kirche sichtbar und präsent sein in der Region?", fasste Stadtdekan Bernhard Liess das Ziel zusammen.

Der Abstimmung war eine Debatte über die Vorgehensweise vorangegangen. Während der Stadtdekan betonte, dass man erst die Stellenverteilung festlegen müsse, um bei der inhaltlichen Schwerpunktsetzung "große Enttäuschungen" zu vermeiden, forderten die Kritiker zunächst eine inhaltliche Ausrichtung, um dann die Stellen entsprechend zu vergeben.

"Die Transformation von Kirche wird enorm sein", mahnte Dekanatsjugendpfarrer Michael Stritar. Es nütze nichts, wenn Projekte wie die Diakoniekirche im Hasenbergl ohne personelle Ressource blieben. Pfarrerin Ortrun Kemnade-Schuster aus Fürstenried verwies darauf, dass die evangelische Kirche Prognosen zufolge in wenigen Jahren mit der Hälfte des jetzigen Personals auskommen müsse: "Wo wollen wir dann inhaltlich sein? Müssen wir uns nicht jetzt schon von manchen Inhalten verabschieden?", fragte sie.

Nach dem Beschluss vom Dienstag wollen die Synodalen mit der inhaltlichen Arbeit beginnen. Zu diesem Zweck wurde eine achtköpfige Steuerungsgruppe eingesetzt, der neben dem Stadtdekan und sechs weiteren Personen auch der Vorstand des Diakonischen Werks, Thorsten Nolting, angehört. Bis zum Sommer 2022 soll dann klar sein, mit welchen Konzepten und Schwerpunkten das Dekanat künftig in die Gemeinden und die Stadtgesellschaft wirken will.