München, Wiesbaden (epd). Die Flüchtlingsräte aus Bayern und Hessen fordern angesichts der sich zuspitzenden innenpolitischen Lage in Äthiopien einen sofortigen Abschiebestopp in das afrikanische Land. Die Flüchtlings-Hilfsorganisationen richten ihre Forderung an die Innenministerkonferenz (IMK) von Bund und Ländern, die ab Mittwoch in Stuttgart tagt, teilten die Flüchtlingsräte am Dienstag mit. Alleine in Bayern und Hessen leben momentan etwa 3.000 ausreisepflichtige Äthiopier, hieß es.

Der Konflikt in der äthiopischen Provinz Tigray drohe das ganze Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen, die Kampfhandlungen weiteten sich auf immer mehr Provinzen aus. Seit Anfang November gelte in Äthiopien der landesweite Ausnahmezustand. Die Regierung rufe die Bevölkerung dazu auf, zu den Waffen zu greifen, im ganzen Land würden Angehörige der Volksgruppe der Tigray verhaftet. Das Auswärtige Amt rufe deutsche Staatsangehörige auf, das Land schnellstmöglich zu verlassen.

Trotz all dieser Entwicklungen fänden weiterhin Abschiebungen nach Äthiopien statt, beklagen der bayerische und der hessische Flüchtlingsrat. Allein im ersten Halbjahr 2021, mitten in der Corona-Pandemie und vor dem Hintergrund des sich damals schon abzeichnenden Bürgerkrieges, seien 24 Menschen aus Äthiopien dorthin abgeschoben worden. Die IMK müsse "auf unbestimmte Zeit" einen formalen Abschiebestopp beschließen, so die Forderung.