Ingolstadt (epd). Die Matthäuskirche in Ingolstadt wird heuer 175 Jahre alt. Die Kirchengemeinde St. Matthäus begeht das Jubiläum mit einem Festgottesdienst am 10. Oktober, bei dem der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die Predigt hält. Die Matthäuskirche ist eine der ältesten protestantischen Kirchen dieser Art in Altbayern. Eingeweiht wurde sie am 15. November 1846. Das Großprojekt wurde damals durch die Anwesenheit vieler evangelischer Soldaten in der Garnisonsstadt angestoßen.

Die neugotische Matthäuskirche wurde 1845 von Architekt Karl Heideloff erbaut. Die Pläne mussten allerdings mehrmals geändert werden, bis König Ludwig I. sein Plazet gab. Das Verhältnis Seiner Majestät zu den Protestanten war damals nicht das beste. Das lag nicht zuletzt an dem streitbaren Pfarrer Leonhard Volkert, der die Kirche erbauen ließ. Er befand sich in einem jahrelangen Rechtsstreit mit dem Königshaus.

Grund war der "Kniebeugeerlass", den Ludwig im Jahr 1838 erließ. Danach mussten auch die protestantischen Soldaten bei der Fronleichnamsprozession und in den Gottesdiensten vor dem Allerheiligsten eine Kniebeuge machen. Das machten die Evangelischen nicht mit; Volkert zog vor Gericht. Erst 1845 wurde der Erlass aufgehoben. Die Ingolstädter entschieden daraufhin, ihre neue Kirche nicht nach dem König zu benennen. Bis 1955 firmierte sie unter dem Namen "Stadtpfarrkirche". Erst als eine weitere evangelische Kirche erbaut wurde, erhielt sie den Namen "St. Matthäus":

Die Backsteinarchitektur und die Einturm-Fassade prägen bis heute den Platz rund um die Schrannenstraße. Mit der Innenrestaurierung im Jahr 1960 durch den Münchner Architekten Olaf Gulbransson wurden die bunten Chorfenster von Arno Bromberger (Kunstakademie München) eingebaut. Die französische Barockorgel mit 36 Registern von Gaston Kern stammt aus dem Jahr 1994 und gilt als singulär im bayerischen Raum.