Flossenbürg (epd). Mit einer Gedenkveranstaltung haben rund 600 Gäste aus aller Welt, Überlebende und Angehörige der Befreiung des Konzentrationslagers Flossenbürg vor 79 Jahren gedacht. Im Zentrum des Gedenkens stand vor allem das unvergleichliche Leid, das die Nationalsozialisten den Menschen in Konzentrationslagern antaten. "Wir wollen und müssen an das unfassbare Leid erinnern und mahnen - nicht nur für die vergangenen, sondern insbesondere auch für jetzige und kommende Generationen", sagte der bayerische Heimatminister Albert Füracker (CSU) am Sonntag in Flossenbürg.

Zentrale Aufgabe der Erinnerungskultur seien der Erhalt, Betrieb und die Weiterentwicklung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, sagte der Staatsminister weiter. Er dankte dem langjährigen Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit und seinen Mitarbeitenden für diesen verantwortungsvollen Dienst.

Skribeleit betonte in seinem Grußwort, dass alle Angehörigen der Gedenkstätte besonders in diesen Tagen fest an der Seite Israels stünden. "Wir bemerken die Wellen der Bedrohung auch in der Gedenkstätte", sagte Skriebeleit. Unter den zahlreichen internationalen Gästen waren die vier Holocaust-Überlebenden Leon Weintraub (Stockholm), Leszek Zukowski (Warschau), Josef Salomonovic (Wien) und Herzog Franz von Bayern sowie Delegationen aus Politik, Gesellschaft, Kirchen und der amerikanischen US-Armee. Für die Familien der Opfer sprach Youp Zwolschen, dessen Großvater Antoon Bink die Leiden in Flossenbürg überlebte.

Die grundlegende Bedeutung von Erinnerungsarbeit hob der Regensburger Universitätspräsident Udo Hebel hervor. Die Bewahrung, Mehrung und Weitergabe des Wissens um die Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten und um deren Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen dürfe nicht nachlassen. Alle Versuche, das Wissen um die singulären Verbrechen des Nationalsozialismus zur Disposition zu stellen, bezeichnete er als gefährlich.

"Manipulative Bestrebungen, die Linien der Erinnerung wieder zu verschieben, Gedächtnislücken hinzunehmen und leicht und längst widerlegbares Un- und Falschwissen zu akzeptieren", seien inakzeptabel, betonte Hebel. Solche Aktionen würden die Erinnerungsarbeit "verunglimpfen und sabotieren". Es dürfe für niemand ein "Genug" in der Erinnerungs- und Wissenarbeit geben.

Zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar. Er ging Ende März in das Eigentum der Gedenkstätte über. Die Abbruchkante, an der die Häftlinge damals arbeiten mussten, steht bereits seit vielen Jahren unter Denkmalschutz. "Dieser Steinbruch soll erinnern an das stille Leid, das dort geschehen ist", sagte Karl Freller, der Stiftungsdirektor der bayerischen Gedenkstätten. Diese steinernen Zeugen belegten die Verbrechen, die dort begangen wurden.

Das Konzentrationslager Flossenbürg wurde am 23. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit. Bei ihrer Ankunft fanden Angehörige der 90. US-Infanteriedivision der 3. US-Armee noch etwa 1.500 schwerkranke und geschwächte Häftlinge im Lager vor. Wenige Tage vor Ankunft der US-Amerikaner hatte die SS ungefähr 15.000 Häftlinge des Stammlagers Flossenbürg auf sogenannte Todesmärsche in Richtung Süden getrieben. Insgesamt waren 100.000 Häftlinge im Stammlager in Flossenbürg und seinen Außenlagern inhaftiert, darunter 16.000 Frauen. 30.000 Menschen überlebten den Terror der SS in Flossenbürg nicht.

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