München (epd). Die Landtagsfraktion der Grünen hat eine systematische Benachteiligung von weiblichen und Teilzeit-Lehrkräften bei dienstlichen Beurteilungen beklagt. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) müsse das "eingestaubte System" der Beurteilungen abschaffen "und durch moderne Maßnahmen ersetzen", forderte der Grünen-Bildungspolitiker Max Deisenhofer. Zudem müsse es Schulungen für jene geben, die Beurteilungen vornehmen, um "unbewusste Vorurteile zu erkennen und zu beseitigen", betonte er.

Aus mehreren Anfragen und den Antworten des Kultusministeriums haben die Grünen folgende Erkenntnisse gewonnen: So erhielten männliche Lehrkräfte häufiger höhere Bewertungen als ihre Kolleginnen. Besonders auffällig sei das an Gymnasien. Dort erreichten 25 Prozent der Männer und nur 14 Prozent der Frauen die Top-Kategorien. Vollzeitlehrkräfte erreichten bessere Bewertungen als jene in Teilzeit: In die Top-Kategorien beim Gymnasien kamen 26 Prozent der Vollzeit-, aber nur zehn Prozent der Teilzeit-Beschäftigten.

Diese Unterscheidung ziehe sich im Prinzip durch alle Schularten hindurch - egal ob Grundschule, Förder-, Mittel- oder Realschule. Ebenfalls auffällig sei, dass Lehrkräfte mit Funktionsrollen generell höher bewertet werden als Lehrerinnen und Lehrer ohne. Die aktuellen Beurteilungsverfahren seien eine "Geringschätzung von Anstellung in Teilzeit", sagte die Grünen-Abgeordnete Julia Post: "Das verbaut ganz aktiv Karrierechancen, insbesondere von Frauen." Nach wie vor arbeiten Frauen deutlich häufiger in Teilzeit.

Die Grünen fordern deshalb, dass das aktuelle System der dienstlichen Beurteilungen abgeschafft werden muss. Es brauche vielmehr ein "regelmäßiges und professionelles Feedback" für Lehrerinnen und Lehrer sowie eine anlassbezogene Beurteilung bei einer Bewerbung auf Führungsämter. Auch müssten Leitungspositionen in Teilzeit ermöglicht werden. Die Beurteilung müsse sich vor allem auf fachliche und pädagogische Leistung beziehen, nicht auf Sonder- und Funktionsaufgaben, die Teilzeitkräfte kaum leisten können.

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