Würzburg (epd). Zum zweiten Jahrestag der Würzburger Messerattacke an diesem Sonntag (25. Juni) sind mehrere Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet. Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) machte am Freitag in einer schriftlichen Stellungnahme klar, dass die Stadt und ihre Bürgerschaft "keine Vereinnahmung des 25. Juni 2021 von außen" bräuchten: "Wir brauchen keine Demagogen und Wahlkämpfer, die am Gedenktag anreisen und uns erklären, was an diesem Tag passiert ist und welche politischen Schlüsse nun daraus abzuleiten sind. Sie sind ausdrücklich nicht willkommen."

Die AfD Unterfranken ruft am Sonntag zwischen 14.30 und 16 Uhr zu einer "Kundgebung in Gedenken an die Messermorde" auf. Die Partei rechnet den Behörden zufolge mit etwa 300 Teilnehmern. Angekündigt hat sie auch den Auftritt eines ihrer prominenten Vertreter aus dem äußerst rechten Spektrum: den thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke. Die Teilnehmer wollen in einem Demonstrationszug vom damaligen Tatort am Barbarossaplatz ins Zentrum der Altstadt an den Unteren Markt ziehen. Dort findet zwischen 13 und 17 Uhr deshalb eine Gegenkundgebung des Bündnisses "Würzburg ist bunt" statt.

Der Würzburger Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ruft im Namen des Bündnisses zu der Demo auf. Man befürchte, dass die AfD und Höcke "die schreckliche Gewalttat" von vor zwei Jahren am Barbarossaplatz "für ihre rassistische Hetze" instrumentalisieren wollten, heißt es im Aufruf des Bündnisses: "Wir werden das nicht unwidersprochen lassen! Björn Höcke und die Thüringer AfD sind nachgewiesen rechtsextrem und demokratiefeindlich." Hinter "Würzburg ist bunt" steht ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und zahlreichen weiteren Organisationen.

Ebenfalls am Sonntag findet um 11 Uhr die offizielle Kranzniederlegung der Stadt zum Gedenken an die Opfer der Tat statt. Um 15 Uhr laden dann katholische und evangelische Kirche gemeinsam zu einer Gedenkfeier in die Marienkapelle am Unteren Markt ein - also in unmittelbarer Nähe zu AfD-Kundgebung und Gegendemo. Der Gottesdienst beginne mit einem fünfminütigen Gedenken, zu dem die Glocken der Marienkapelle läuten, teilte das Bistum Würzburg zusammen mit dem evangelischen Dekanat mit. "Die Marienkapelle steht allen offen, die der Opfer in Stille und Würde gedenken wollen", hieß es in der Mitteilung.

Bei der Messerattacke am 25. Juni 2021 waren am Würzburger Barbarossaplatz mitten in der Innenstadt drei Frauen getötet und zahlreiche weitere Menschen verletzt worden. Der Beschuldigte, der seit 2019 in Würzburg lebt, kam 2015 aus Somalia als Asylbewerber ins Land und steht als Geflüchteter unter subsidiärem Schutz. Das Würzburger Landgericht hatte den Mann Ende Juli vergangenen Jahres im Rahmen eines sogenannten Sicherungsverfahrens für unbestimmte Zeit in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der laut Gutachtern paranoid-schizophrene Mann zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war.

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