München, Bamberg (epd). Knapp zwei Wochen vor seiner Amtseinführung als Erzbischof von Bamberg hat Herwig Gössl am Montag vor dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) seinen Eid auf die Verfassung abgelegt. Gössl sagte in seiner Ansprache in München laut Mitteilung seines Erzbistums, es koste ihn keine Überwindung, diesen Eid abzulegen. Die Bayerische Verfassung betone nach der schrecklichen Erfahrung der Herrschaft der Nationalsozialisten bewusst die Verantwortung vor Gott für ein freiheitliches, demokratisches Staatswesen. Es scheine in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich zu sein, das feste Fundament der Verfassung anzuerkennen. Das Verantwortungsbewusstsein der Einzelnen vor dem Gemeinwesen schwinde. Darunter litten alle Institutionen und auch die Kirchen, sagte Gössl.
Die Kirche werde immer wieder aufgefordert, sich aus der Politik herauszuhalten und sich um den Glauben zu kümmern, stellte der ernannte Erzbischof fest. Es sei zwar richtig, dass es nicht Aufgabe der Kirche sei, sich parteipolitisch zu positionieren oder detailliert in die Tagespolitik einzumischen. Es sei jedoch nicht möglich, den Bereich des Glaubens von den Lebensfragen der Menschen zu trennen. "Kirche wird immer auch als politisch wahrgenommen werden, wenn sie sich zu den Fragen der Menschen heute äußert, wenn sie die Frohe Botschaft Jesu verkündet und bezeugt", sagte Gössl.
Ministerpräsident Söder bezeichnete den Amtseid in seiner Ansprache als wichtiges Zeichen für die Verbindung von katholischer Kirche und Freistaat Bayern. Das Verhältnis sei von Respekt und Wertschätzung geprägt. Auch in einem säkularen Staat spiele die Kirche eine ganz entscheidende Rolle. Die Vereidigung auf Grundgesetz und Bayerische Verfassung ist im bis heute gültigen Reichskonkordat zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl aus dem Jahr 1933 geregelt.
Herwig Gössl wurde am 9. Dezember 2023 von Papst Franziskus zum Nachfolger von Ludwig Schick ernannt. Die feierliche Amtseinführung findet am 2. März im Bamberger Dom statt.
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