München (epd). Laut einer Forsa-Umfrage sind zehn Prozent der Lehrer-Planstellen an allgemeinbildenden Schulen in Bayern momentan nicht besetzt. Die Umfrage hat der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) gemeinsam mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) bei dem Meinungsforschungsinstitut in Auftrag gegeben. Das Kultusministerium widerspricht. Die Zahlen seien "schlichtweg nicht korrekt", teilte eine Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage am Dienstagmittag mit. Die Befragung und die daraus resultierende Hochrechnung "weisen deutliche methodische Schwächen auf", erläuterte sie.

Der BLLV hatte am Dienstag mitgeteilt, dass in Bayern zehn Prozent der eigentlich zur Verfügung stehenden Lehrerstellen im vergangenen Jahr nicht besetzt wurden, bundesweit seien es elf Prozent. Die Zahlen sind das Ergebnis einer Forsa-Umfrage unter mehr als 1.300 Schulleiterinnen und Schulleitern in Deutschland, rund 250 davon kamen aus Bayern. 86 Prozent der befragten bayerischen Schulleitungen gehen davon aus, dass der Lehrkräftemangel auch künftig anhalten wird. Viele Stellen seien nur notdürftig besetzt, die Personalsituation werde sich auch in den kommenden Jahren nicht verbessern, teilte der Lehrerverband weiter mit.

Das Kultusministerium hielt dem Verband entgegen, dass aus den veröffentlichten Daten der Umfrage nicht hervorgehe, "welche Schularten und Schulträger sich unter den 250 befragten bayerischen Schulleitungen" befinden und wie die Stichproben ausgewählt wurden. Zudem dürften Krankheitsfälle oder Schwangere "nicht als fehlende Stellen betrachtet werden", teilte das Haus von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) weiter mit. Insofern sei die Rückmeldung "nicht besetzter Stellen weniger Einzelschulen nicht repräsentativ" und eine Hochrechnung auf die knapp 4.000 allgemeinbildenden Schulen "nicht sachgerecht".

Laut der Umfrage wird oftmals versucht, den Personalmangel mit Seiteneinsteigern auszugleichen. 57 Prozent der Befragten in Bayern gaben an, Seiteneinsteiger an ihrer Schule zu beschäftigen. 87 Prozent der Quereinsteiger in Bayern haben allerdings einen befristeten Vertrag, deutschlandweit liegt diese Quote der Umfrage zufolge nur bei 51 Prozent. Auch hier konterte das Ministerium: Einen regulären Seiteneinstieg gebe es in Bayern nach wie vor nicht, diese Bezeichnung gelte maximal für vertretungsweise Aushilfslehrkräfte. Der "Quereinstieg" hingegen sei mit einer "umfassenden zweijährigen Qualifizierung" verbunden.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagte, man steuere nicht auf eine Bildungskrise zu: "Wir stecken längst mitten in einer Bildungskatastrophe." Die Bildungsqualität in Gänze leide sehr und die Bildungsungerechtigkeit nehme zu. Lehrkräfte kämen an ihre Belastungsgrenzen. Auch wenn Quereinsteiger in der aktuellen Situation eine Unterstützung seien, dürfe man nicht aus den Augen verlieren, was an den Schulen wirklich gebraucht wird, sagte Fleischmann. Es brauche nicht nur mehr Personal, man benötige auf lange Sicht "professionell ausgebildete Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams".

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